slashCAM
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Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von slashCAM »


Auf dem Deutschen Produzententag 2023 stellte Kulturstaatsministerin Claudia Roth sehr ambitionierte, aber auch etwas vage Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung vor...
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Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

Ausgerechnet die Tussi die nicht nur bereits an ihrem Studium gescheitert ist, sondern auch als "Managerin" die Punkband Ton Steine Scherben in den finanziellen Bankrott getrieben hat, will jetzt also die Filmförderung revolutionieren - und ihre erste Antwort auf zu viel Bürokratie ist eine zusätzliche Liste mit Pflichten und Vorschriften, die einzuhalten sind, überwacht, nachgewiesen und dokumentiert werden müßen.

Wobei hauptsächlich Filz und Korruption das Problem der Filmförderung ist, und nicht die Bürokratie.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



cantsin
Beiträge: 14325

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von cantsin »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 11:38 die Punkband Ton Steine Scherben
Ähem, das waren (wie die Ur-Grünen) 70er Jahre-Hippies... (Sage ich als alter Punk...)

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Saint.Manuel
Beiträge: 216

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Saint.Manuel »

"- Empfänger öffentlicher Mittel sollten sich im Gegenzug ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen ua. im Hinblick auf Diversität vor und hinter der Kamera, Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit (etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Green Shooting)."

Wenn das dann noch mit den altbekannten inhaltlichen Erwartungen einher geht, immer die gleichen Stories, Settings und Perspektiven usw. braucht man mit echter Kreativität und neuen Ansätzen gar nicht erst ankommen.



r.p.television
Beiträge: 3519

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von r.p.television »

Vorallem weil die Filmförderung ja nur noch via Namedropping funktioniert. Ein Til Schweiger kriegt quasi schon Blanko-Schecks zugeschickt, wenn er anklopft (vermutlich kann er auch nur noch deswegen seine neuen Schrottfilme produzieren), während wirklich bedürfte Filmemacher, für die solche Unterstützungen ursprünglich gedacht waren, mit Fragen wie "was haben sie denn schon so gemacht?" und endloser Bürokratie abgewimmelt werden. Das hat mir gegenüber eine Dame von der Filmförderung zähneknirschend zugegeben, aber auch ihr sind die Hände gebunden.



Darth Schneider
Beiträge: 19525

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Darth Schneider »

Ich kann das immer noch gar nicht verstehen das der Til mit seiner Stimme überhaupt in irgend einem Tonfilm mitspielen darf.
In Hollywood hat er es ja auch mal probiert, die haben ihn gleich wieder nachhause geschickt..;))
Gruss Boris



Bluboy
Beiträge: 4414

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Bluboy »

Darth Schneider hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 13:44 Ich kann das immer noch gar nicht verstehen das der Til mit seiner Stimme überhaupt in irgend einem Tonfilm mitspielen darf.
In Hollywood hat er es ja auch mal probiert, die haben ihn gleich wieder nachhause geschickt..;))
Gruss Boris
Der gute Till wird gefördert damit der den Schweizern und dem Rest der Welt deutsche Kultur nahe bringt



7River
Beiträge: 3751

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von 7River »

Bluboy hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 14:35 Der gute Till wird gefördert damit der den Schweizern und dem Rest der Welt deutsche Kultur nahe bringt
Wie das? Bei den völlig überzeichneten Figuren und (z. T.) der Tatsachenverfälschung?
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Darth Schneider
Beiträge: 19525

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Darth Schneider »

Reine egoistische Selbstverwirklichung.
Was auch voll ok ist, wenn da wenigstens Kunst oder einfach mal was besonders mit dabei wäre…
Gruss Boris



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

cantsin hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 12:39

Ähem, das waren (wie die Ur-Grünen) 70er Jahre-Hippies... (Sage ich als alter Punk...)

Ich hatte die eher so in Erinnerung, aber gut - ist ja auch nicht wirklich mein Genre.
Vielleicht können wir uns auf Anarcho-Band einigen.


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Axel
Beiträge: 16309

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Axel »

Ich sehe in der Liste ein paar bedenkenswerte Ansätze, und der Rest ist grauenhaft.

Zu den guten Dingen, wiewohl sehr nebulös formuliert, gehört die Verlängerung des "Fensters", die indirekte Subvention der Kinos durch kulturgebundenes Taschengeld für Jugendliche sowie Steuer-Stundung für, sage ich jetzt mal vereinfacht, Start-Ups und Independent.

Die 200 € würden definitiv nützen. Ich bin noch in der Düsseldorfer Kinoszene verwurzelt und weiß, was der scheinbar nicht besonders tolle "Gilde-Pass" für Publikum generiert. Ich unterhalte mich viel mit Ex-Kollegen und höre, dass in den Arthäusern praktisch jeder zweite einen hat. 2 € Ermäßigung pro Kinokarte, das klingt für uns nicht nach viel, aber offensichtlich bindet es. 200 € pro Jahr, das sind hier 12-17 Kinobesuche (natürlich kein Marvel-Film in 3D mit Dolby Atmos und, äh, Loge), wenn man nur davon ins Kino ginge.

Das Filmförderungsproblem der inhaltlichen Moderation, dass ein Film, der förderungswürdig ist, bestimmte Erwartungshaltungen von Gremien aus Kinohassern erfüllen muss, wurde nicht adressiert. Zu sehen an der Forderung nach Diversität, unter anderem.

Das Problem, dass Filme, die Wirtschaftlichkeit versprechen, überhaupt gefördert werden, wurde nicht adressiert. Roth hätte sagen müssen: Til Schweiger steht ab jetzt nicht mehr für den deutschen Film, verpiss dich!

Was heißt außerdem Wirtschaftlichkeit, wenn man Fördergelder wegnimmt? Erfolg an der Kinokasse. Den Erfolg an der Kinokasse dadurch belohnen, dass man den Gewinn nicht übermäßig besteuert. Die Schieflage entsteht schon dadurch, dass große Studios und Verleiher ihre eigenen Mechanismen haben, um quasi gar keine Steuern zu bezahlen. Damit kleinere Filme, die etwas drauf haben, auch von den Kinos angefragt werden. Der Hebel liegt bei den Kinos, nicht bei den Filmemachern.

Vor allem anderem sinkt einem der Mut bei der Arroganz des ganzen Ansatzes. "Wegweisende Impulse", da denke ich an das Klicken neben der roten Ampel für Blinde. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit pragmatischer Bescheidenheit? "Wir müssen selbstkritisch feststellen, dass die deutsche Kinolandschaft durch unsere jahrzehntelange Einmischung praktisch nichtexistent ist. Wir geben jährlich 600 Millionen aus, und das Ergebnis ist nichts als Filz und Pfusch. Darum wird die FFA mit sofortiger Wirkung abgeschafft. An ihrer Stelle wird in Zukunft an ganzes Paket an Gesetzeserleichterungen und Entbürokratisierung stehen. Wir schützen den deutschen Film durch Nichteinmischung. Auf dass in Zukunft das Publikum deutsche Filme gerne sieht. Ich danke Ihnen!"
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

Das mit der Wirtschaftlichkeit ist halt so ne Sache.

Trotz Filmförderung und Einmischung (oder wegen) ist kaum ein deutscher Film wirtschaftlich wirklich erfolgreich (und ja es gibt Ausnahmen), weil sie für gewöhnlich völlig am Publikum vorbei und entweder für die Förderung oder aus egoistischen Gründen gedreht werden - und ja, schiere Blödheit, Inkompetenz und schlechten Geschmack möchte ich dabei nicht ausschließen.

Jetzt könnte man natürlich sagen, ein wirtschaftliche erfolgreicher Film braucht keine Förderung, also gibt's keine.
Dazu müßte man natürlich erst mal jemanden haben der das vorher schon beurteilen kann, aber solche Leute gibt's nicht mal in Hollywood.
Zumal auch ein Film, der am Ende erfolgreich ist, trotzdem erst mal irgendwie finanziert werden muß.
Also zurückzahlen bei Erfolg? Ist ja jetzt schon so.

Auf der anderen Seite möchte ich mit meinen Abgaben keine Filme finanzieren, die sowieso keine Sau jemals sehen will, nur um jedem dahergelaufenen wirren Filmemacher und selbsternannten Künstler, der auf sein Publikum pfeift das persönliche Hobby zu bezahlen.

Es bleibt also schwierig.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
Beiträge: 24509

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56 Das mit der Wirtschaftlichkeit ist halt so ne Sache.

Trotz Filmförderung und Einmischung (oder wegen) ist kaum ein deutscher Film wirtschaftlich wirklich erfolgreich (und ja es gibt Ausnahmen), weil sie für gewöhnlich völlig am Publikum vorbei und entweder für die Förderung oder aus egoistischen Gründen gedreht werden - und ja, schiere Blödheit, Inkompetenz und schlechten Geschmack möchte ich dabei nicht ausschließen.
Das stimmt so nicht.

An deutschen Kinokassen erfolgreich sind auch deutsche Filme.

Die Drei ??? - Erbe des Drachen ist aktuell sogar auf Platz 19 der weltweiten Box-Office-Liste für 2023.
Und Guglhupfgeschwader findet sich auf der 2022-Liste.
Und da die billig für den deutschen Markt produziert wurden, sind sie finanziell erfolgreich - aber natürlich international bei weitem nicht.

Was die Qualität betrifft sieht es nun einmal gruselig aus:

https://www.insidekino.com/DJahr/DAlltimeDeutsch50.htm

Es gibt in Deutschland mittlerweile keine Produktionsfirmen und Verleiher mehr, die wirklich etwas reißen könnten.

Wenn man z.B. Produktionen aus Südkorea oder Indien mit deutschen vergleicht, kann man nicht glauben, dass Deutschland eine größere Wirtschaftsleistung hat.

Die deutsche Filmwirtschaft hängt nur noch am Filmförderungs- und TV-Koproduktionstropf - und fühlt sich dabei auch noch wohl.



Darth Schneider
Beiträge: 19525

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Darth Schneider »

Die Drei auf Platz 19, echt jetzt ?

Und warum schaffen die Produzenten in Deutschland nicht endlich mal Perry Rhodan nicht mal als Serie anständig zu verfilmen…?
Sind etwa immer noch nicht genug Perry Heftchen und Bücher verkauft worden…?
Macht mich fast schon sauer…
Gruss Boris



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 17:55
An deutschen Kinokassen erfolgreich sind auch deutsche Filme.
Deshalb hab ich ja auch explizit geschrieben:
Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56 und ja es gibt Ausnahmen
Was viel interessanter ist: die weltweit erfolgreichsten Filme des I. Quartals 2023 kommen aus China, Indien und Russland.
Ein deutscher Film kommt in diesen Top 10 des ersten Quartals gar nicht vor.

Unter den Top 10 der erfolgreichsten Filme in Deutschland sind bis auf "Der Schuh des Manitu" alle Filme aus den 50er und 60er Jahren.
Und das ist noch nicht mal demographisch bereinigt, sonst wäre der Schuh wahrscheinlich auch raus.
Sapere aude - de omnibus dubitandum
Zuletzt geändert von Frank Glencairn am So 19 Feb, 2023 18:27, insgesamt 2-mal geändert.



Axel
Beiträge: 16309

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Axel »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56 Das mit der Wirtschaftlichkeit ist halt so ne Sache.

Trotz Filmförderung und Einmischung (oder wegen) ist kaum ein deutscher Film wirtschaftlich wirklich erfolgreich (und ja es gibt Ausnahmen), weil sie für gewöhnlich völlig am Publikum vorbei und entweder für die Förderung oder aus egoistischen Gründen gedreht werden - und ja, schiere Blödheit, Inkompetenz und schlechten Geschmack möchte ich dabei nicht ausschließen.
Ja, das stimmt natürlich alles. Einen Film völlig am Publikum vorbei und nur aus egoistischen Gründen zu drehen, daran hindert mich heute keiner mehr. Das kann ich mit meinem Smartphone machen. Dann nehme ich in Kauf, dass ihn keiner sehen will und dass ich damit keinen wirtschaftlichen Erfolg habe. Klingt fair für mich.

Wirtschaftlichkeit heißt ja nicht zwingend großer Gewinn. Fällt schwer, in Konkurrenz zu Hunderte-Millionen-Hollywood-Streifen, die ja nicht mehr gefördert, sondern kalkuliert und ausgeführt werden. Es kommt offensichtlich auch darauf an, wer fördert, zu welchen Bedingen und aus welchen Gründen. Folgendes ist eigentlich ideal:
Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56Dazu müßte man natürlich erst mal jemanden haben der das vorher schon beurteilen kann, aber solche Leute gibt's nicht mal in Hollywood.
Die Blockbuster sollen eine (möglichst) sichere Sache sein, Aktienbesitzer erwarten das. Da kommt ja was raus, was beim Publikum ankommt, also ein Bedürfnis befriedigt. Das ist bei kleinen Produktionen problematischer. Die müssten echte Bedürfnisse erkennen und wachrütteln. Ausländische Filme sind uns da weit voraus. Es sieht zunächst aus wie OT, ist es aber gar nicht: googelt nach Statistiken für Suizide bei Kindern und Jugendlichen, gewaltig steigende Graphen. Instagram und Tiktok vermitteln unerfüllbare (aber hohle) Ansprüche, die Millionen Superhype-me-Selfies sind unverkennbar Echos der Superheldenfilme. Das Narrativ lautet, du musst perfekt sein. Nun ist gerade KI am Rollen (Boris), und das wird die Identitätskrisen der Millionen noch verschärfen.

Die Politik kann da keine "wegweisenden Impulse" geben, die müssen von unten kommen. Und wenn die Kids ihre Phone-Kamera wechseln und auf die Welt richten würden, dann könnten die Avengers endlich ins Dschungelcamp und Kröten schlucken.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24509

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56
Jetzt könnte man natürlich sagen, ein wirtschaftliche erfolgreicher Film braucht keine Förderung, also gibt's keine.
Dazu müßte man natürlich erst mal jemanden haben der das vorher schon beurteilen kann, aber solche Leute gibt's nicht mal in Hollywood.
Oh doch. Auch wenn diese Leute solche Ereignisse wie Corona nicht einrechnen können, sind sie durchaus in der Lage wirtschaftliche Erfolge vorauszuberechnen.

Es gab da mal diesen italienischen Sandalenfilm Herkules, dessen US-Rechte Dino de Laurentis mal eben kaufte und dann in die Veröffentlichung mehr Geld investierte, als die Produktion des Films gekostet hatte. Es wurde ein finanzieller Erfolg.

Disney will nun zwar auf die Produktionskosten der Event-Filme schauen, aber ein wirtschaftlicher Erfolg sind sie in der Summe immer.

Und das ist eben der Punkt: Es braucht eine bestimmte Größe, um als Produktionsfirma erfolgreich sein zu können.
Man benötigt einen hohen Buchwert, um auch das Kapital erhalten zu können, um mehrere Produktion finanzieren zu können. Der Buchwert ergibt sich aus dem Filmstock.
Mehrere Produktionen sind notwendig, um das Verlustrisiko zu minimieren.
Wenn der Blockbuster A doch nicht gut läuft, gleicht der Blockbuster B dies aus und ermöglicht dann auch noch die neuen Ansätze, die man in Produktion C und D wagt.
Wagnisse kann man eingehen, wenn die Mischkalkulation es zulässt.
Und wer wagt, der kann dann auch ordentlich gewinnen.
Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 16:56 Zumal auch ein Film, der am Ende erfolgreich ist, trotzdem erst mal irgendwie finanziert werden muß.
Also zurückzahlen bei Erfolg? Ist ja jetzt schon so.
In Deutschland fehlt es schlicht an ausreichendem Kapital. Budgets für Filme auf internationalem Niveau bekommt man nicht zusammen - vor allem nicht für mehrere Produktion, die eine Mischkalkulation erlauben würde. Für eine internationale Vermarktung fehlt sowieso das Geld.



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Drushba »

Seit Covid habe ich ja zu produzieren begonnen und würde aus mittlerweile zweijähriger Rucksackproduzentensicht sagen: Lasst endlich den Leo los oder schafft Euch ganz ab!

Das wären ein paar meiner Forderungen aus der Praxis:

1. Kein Länderzwang. Momentan muss man einen "Ländereffekt" erfüllen, d.h. man ist reglementiert, wo man die Länderfilmförderung ausgeben kann. Meist ist das mindestens 120% der Fördersumme, die im jeweiligen Bundesland selbst ausgegeben werden muss! Man kommt daher nicht umhin, noch aus anderen Quellen drauflegen und nicht zu knapp (dies schafft realistischerweise einen Zwang zur Kofinanzierung durch Sender, die die nötigen Mittel dafür haben - inkl. filmzerstörender Mitsprache der Redaktionen). Den Ländereffekt haben die Länderförderungen so festgelegt, damit man gewungen ist, im jeweiligen Bundesland zu drehen. Was für ein Bullshit. Wenn ich einen Dokfilm in Argentinien drehen möchte, dann möchte ich auch dort das Geld ausgeben dürfen und am liebsten auch vor Ort schneiden, um ggf. nachdrehen zu können. Neulich O-Ton Filmförderung: "Wo isch denn hier der Badde- Würddembergeffeggt? Hon sie koin Dhema was ma au hier drehe kann, d'schwäbisch Alb het soviel Boddenzial". Nein, ich drehe lieber in Argentinien.))
2. Kein Zwang zu einen "deutschem Ursprungszeugnis". Im Fördervertrag ist festgelegt, dass ich am Ende so eine Bescheinigung vorlegen muss. Diese erhalte ich nur, wenn der Film deutschsprachig ist oder die/der Regisseur*in aus Deutschland kommt. Wieso sowas? Länderförderung ist Wirtschaftsförderung. Als wirtschaftlich Handelnder möchte ich doch den Film drehen können, wo, wie und mit wem ich will, weil ich etwas sehe, etwas umsetzen will ohne kulturelle Schranke, mein Publikum kenne und für den Erfolg des Films/meinen Erfolg selbst verantwortlich bin. Hat der Film Erfolg, zahle ich ja Einkommensteuern+Gewerbesteuer im jeweiligen Bundesland. Wenn ich dafür mit einem mongolischen Regisseur eine Story aus seiner Heimat oder mit einem russischen Dissidenten in Detroit drehen will und der Film auf Englisch ist, dann will ich das tun können, und zwar ohne "deutsches Ursprungszeugnis" von der schwäbischen Alb. Nazis raus!))
3. Niederschwelliger Zugang zur FFA auch für Kleinproduzenten. Momentan muss man eine GmbH mit einer Einlage von 200K Euro vorweisen. Wohlgemerkt eine Einlage, also muss das Geld auf dem Konto bleiben und darf nicht angerührt werden, solange die GmbH existiert.))) Und nur wer FFA-zugangsberechtigt ist, kann noch weitere Förderungen wie DFFF ziehen, womit man den defacto-Senderzwang der Länderförderungen umgehen könnte (s.o.). Was ein Mist!
4. Keine Auswertungsfenster vorschreiben. Was soll das denn bitte? Klar, historisch war es so, dass beteiligte Sender den Film gleich senden wollten und der Verleih dann keine Zeit hatte, den Film vorher im Kino auszuwerten. Daher schuf man das "Verleihfenster", gegen den Willen der Sender, wonach der Film erst ins Kino kommen musste, bevor er im Fernsehen versendet werden durfte. Machte Sinn. Als Kinos noch Sinn machten...
5. Abschaffung des Zwangs zur Kinoauswertung. Kino ist sowas von 20 Jhd. und ich möchte mich nicht bei den immer weniger werdenden Kinobetreibern einschleimen müssen, um trotz gegenteiligem Interesse einen hervorragenden Dokfilm zweimal im Kino zeigen zu können, nur weil dies der Fördervorgabe entspricht und ich es darum muss. Dokfilm ist special interest und Menschen, die Dokfilm sehen wollen, gehen auf Festivals oder warten, bis er gesendet oder gestreamt wird. Niemand wird mit Dokfilm reich, aber bitte macht uns nicht auch künstlich arm durch Kinozwang.))
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



science
Beiträge: 111

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von science »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 11:38 Ausgerechnet die Tussi die nicht nur bereits an ihrem Studium gescheitert ist, sondern auch als "Managerin" die Punkband Ton Steine Scherben in den finanziellen Bankrott getrieben hat, will jetzt also die Filmförderung revolutionieren - und ihre erste Antwort auf zu viel Bürokratie ist eine zusätzliche Liste mit Pflichten und Vorschriften, die einzuhalten sind, überwacht, nachgewiesen und dokumentiert werden müßen.

Wobei hauptsächlich Filz und Korruption das Problem der Filmförderung ist, und nicht die Bürokratie.
Heute schwurbelt der Glencairn mal wieder. Diesmal keine seiner abstrusen Theorien wie die Leugnung des menschgemachten Klimawandels, der "Insiderjob" bei 9/11 oder verlinkt Artikel aus rechten Dunstkreisen. Heute wird mal wieder seine frauenfeindlichen Verschwörungen bedient. Wie die eingestürzte Brücke, die angeblichen von Frauen entworfen wurde und deshalb eingestürzt ist - natürlich stimmte die Behauptung nicht. Heute wird Claudia Roth der finanzielle Bankrott der Scherben angelastet. Wieder eine Abstruse Behauptung, die selbst die Scherben zurückweisen. Immer wieder lustig, wie wenig Ahnung in so viel Meinung stecken kann.... Vielleicht solltest Du weniger Deine Alt-Right Bubble zitieren...

https://www.deutschlandfunkkultur.de/cl ... f-100.html



pillepalle
Beiträge: 8586

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von pillepalle »

Das sieht für mich auch eher nach Trippelschritten aus, als nach großer Innovation. Die eigentliche Frage ist doch, was man mit der Filmförderung erreichen möchte? Die deutsche Filmwirtschaft stärken? Dann macht man mehr oder weniger so weiter wie bisher und fördert die für deutsche Verhältnisse erfolgreichen Filme. Also den gleichen Käse wie seit Jahrzehnten. Die einzige Kreativität die sich in so einem Fördersystem entwicklen kann ist die, kreative Wege zu finden wie man an die Fördermittel heran kommt :) Mit kreativer Arbeit und innovativen Filmen hat das allerdings nichts zu tun.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



holger_1
Beiträge: 85

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von holger_1 »

Leider beruht der Erfolg des 3??? Filmes augenscheinlich auf einem Etikettenschwindel. Ich war mit einem Schwung Fans der Hörspiele - bin selbst keiner - im ausverkauften Kino, dass um 17.30 Uhr größtenteils mit älterem Publikum (20 Jahre aufwärts) besetzt war.
Nach & während der Vorstellung keinerlei positive spontane Reaktionen bei irgendjemand aus dem Publikum und bei meinen Fan-Freunden völlige Ratlosigkeit und die einhellige Meinung, das ihre Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden. Es hätte aus ihrer Sicht höchstens eine Bewerbung/Kommunikation über die Marke "3 Fragezeichen Kids" - was offensichtlich ein großer Unterschied ist - geben dürfen.

Fällt also aus meiner Sicht unter die Rubrik "...ein Film völlig am Publikum vorbei..." und lässt mich vermuten, das eine mgl Fortsetzung an diesen Erfolg nicht anknüpfen würde.



Darth Schneider
Beiträge: 19525

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Darth Schneider »

Nun ja wenigstens will sie etwas für den deutschen Film tun, das ist ja an sich gar nichts negatives.

Aber da reden halt noch mehr Leute mit.
Ich denke grundsätzlich, ja mehr Geld und Energie, in die Filme hinein gesteckt wird, und je mehr produziert wird, desto mehr kommt auch schlussendlich irgendwann zurück.

Bleibt einfach zu hoffen das die Leute die die Projekte die unterstützt werden, aussuchen, kreativ, mutig, innovativ denken, und nicht zu fest miteinander verfilzt sind.

Und ich denke genau das ist doch wahrscheinlich auch der Knackpunkt.
Dort müsste die Claudia ansetzen, da ganz oben, braucht es ganz viel frischen Wind….
Und nicht bei der Bürokratie, nicht bei der Organisation..
Gruss Boris



iasi
Beiträge: 24509

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 Seit Covid habe ich ja zu produzieren begonnen und würde aus mittlerweile zweijähriger Rucksackproduzentensicht sagen: Lasst endlich den Leo los oder schafft Euch ganz ab!

Das wären ein paar meiner Forderungen aus der Praxis:

1. Kein Länderzwang. Momentan muss man einen "Ländereffekt" erfüllen, d.h. man ist reglementiert, wo man die Länderfilmförderung ausgeben kann. Meist ist das mindestens 120% der Fördersumme, die im jeweiligen Bundesland selbst ausgegeben werden muss! Man kommt daher nicht umhin, noch aus anderen Quellen drauflegen und nicht zu knapp (dies schafft realistischerweise einen Zwang zur Kofinanzierung durch Sender, die die nötigen Mittel dafür haben - inkl. filmzerstörender Mitsprache der Redaktionen). Den Ländereffekt haben die Länderförderungen so festgelegt, damit man gewungen ist, im jeweiligen Bundesland zu drehen. Was für ein Bullshit. Wenn ich einen Dokfilm in Argentinien drehen möchte, dann möchte ich auch dort das Geld ausgeben dürfen und am liebsten auch vor Ort schneiden, um ggf. nachdrehen zu können. Neulich O-Ton Filmförderung: "Wo isch denn hier der Badde- Würddembergeffeggt? Hon sie koin Dhema was ma au hier drehe kann, d'schwäbisch Alb het soviel Boddenzial". Nein, ich drehe lieber in Argentinien.))
Erwartest du, dass ein Bundesland dir deinen Film komplett finanziert?

Warum sollte ein Bundesland Geld für einen Film geben, wenn dessen Produktionen keinerlei Verbindung zu diesem Bundesland hat?
Als Baden Württemberger würde ich dann fragen: Warum gebt ihr Drushba meine Steuergelder?
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 2. Kein Zwang zu einen "deutschem Ursprungszeugnis". Im Fördervertrag ist festgelegt, dass ich am Ende so eine Bescheinigung vorlegen muss. Diese erhalte ich nur, wenn der Film deutschsprachig ist oder die/der Regisseur*in aus Deutschland kommt. Wieso sowas? Länderförderung ist Wirtschaftsförderung. Als wirtschaftlich Handelnder möchte ich doch den Film drehen können, wo, wie und mit wem ich will, weil ich etwas sehe, etwas umsetzen will ohne kulturelle Schranke, mein Publikum kenne und für den Erfolg des Films/meinen Erfolg selbst verantwortlich bin. Hat der Film Erfolg, zahle ich ja Einkommensteuern+Gewerbesteuer im jeweiligen Bundesland. Wenn ich dafür mit einem mongolischen Regisseur eine Story aus seiner Heimat oder mit einem russischen Dissidenten in Detroit drehen will und der Film auf Englisch ist, dann will ich das tun können, und zwar ohne "deutsches Ursprungszeugnis" von der schwäbischen Alb. Nazis raus!))
Die selbe Frage: Warum sollten deutsche Steuerzahler deinen Film dann überhaupt finanzieren?
Filmförderung verfolgt nicht den Zweck jemandem seinen Wunsch einen Film zu drehen, zu erfüllen.
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 3. Niederschwelliger Zugang zur FFA auch für Kleinproduzenten. Momentan muss man eine GmbH mit einer Einlage von 200K Euro vorweisen. Wohlgemerkt eine Einlage, also muss das Geld auf dem Konto bleiben und darf nicht angerührt werden, solange die GmbH existiert.))) Und nur wer FFA-zugangsberechtigt ist, kann noch weitere Förderungen wie DFFF ziehen, womit man den defacto-Senderzwang der Länderförderungen umgehen könnte (s.o.). Was ein Mist!
Wenn du keinen Hobbyfilm drehen willst, musst du auch bereit sein finanzielle Risiken einzugehen.
Die Stammeinlage einer GmbH kann übrigens investiert werden. Sie darf nur nicht von den Gesellschaftern entnommen werden, was etwas anderes ist.

Das Problem ist doch gerade, dass sich einige Produktionsfirmen darauf spezialisiert haben, alle Töpfe abzugreifen, um letztlich kaum mehr Eigenkapital einbringen zu müssen. Die Förderhöhen begrenzen dann das Gesamtbudget der Produktionen.
Es werden also viele Filme gedreht, die international aufgrund des niedrigen Budgets nicht konkurrenzfähig sind.
Billige Massenware also - ganz ähnlich, wie die Hollywood-Produktionen mir dem silly-german-money, als es das Steuerabschreibungsprogramm gab.
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 4. Keine Auswertungsfenster vorschreiben. Was soll das denn bitte? Klar, historisch war es so, dass beteiligte Sender den Film gleich senden wollten und der Verleih dann keine Zeit hatte, den Film vorher im Kino auszuwerten. Daher schuf man das "Verleihfenster", gegen den Willen der Sender, wonach der Film erst ins Kino kommen musste, bevor er im Fernsehen versendet werden durfte. Machte Sinn. Als Kinos noch Sinn machten...
Wenn du einen Film fürs Fernsehen oder Streaming drehen willst, kannst du die Finanzierung über die Sender/Streaming-Dienste versuchen.

Disney ist aktuell gerade dabei, wieder zu den größeren Auswertungsfenstern zurückzukehren.

Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 5. Abschaffung des Zwangs zur Kinoauswertung. Kino ist sowas von 20 Jhd. und ich möchte mich nicht bei den immer weniger werdenden Kinobetreibern einschleimen müssen, um trotz gegenteiligem Interesse einen hervorragenden Dokfilm zweimal im Kino zeigen zu können, nur weil dies der Fördervorgabe entspricht und ich es darum muss. Dokfilm ist special interest und Menschen, die Dokfilm sehen wollen, gehen auf Festivals oder warten, bis er gesendet oder gestreamt wird. Niemand wird mit Dokfilm reich, aber bitte macht uns nicht auch künstlich arm durch Kinozwang.))
Bei Filmförderung geht es eben auch um die Kinoförderung.
Der Erhalt der kompletten Verwertungskette ist sinnvoll.

Eigentlich sollte mehr in die Kinoauswertung investiert werden.

Und du musst dir auch die Frage stellen, wofür du einen Dokufilm drehen willst, wenn du sowieso davon ausgehst, dass nur wenige Menschen den Film sehen.
Oder mal anderes gefragt:
Warum soll die Allgemeinheit für einige wenige einen Film finanzieren?

Gerade bei einem Dokufilm sollte doch der Anspruch und das Ziel sein, möglichst viele Menschen zu erreichen. Wer davon ausgeht, dass er dies eh nicht erreichen kann, will wohl die Doku nur für sich drehen.

Das Privatvergnügen der Filmproduktion soll mit Steuergeldern finanziert werden.
"Professionell" ist es eben nicht, wenn man ein "Budget" ausgibt, sondern wenn man Geld mit dem Ziel investiert, einen Film zu drehen, der ein möglichst großes Publikum erreicht - und dann eben auch die Investitionen wieder einspielt.

Ein Film hat übrigens einen Wert, der sich aus seinem Verwertungspotential ergibt.
Die Rechte an "E.T." sind nun mal höher zu bemessen, als die Rechte eines deutschen Films, der mal in einigen Programmkinos gelaufen war.
Diese Rechte gehen in den Buchwert der Firmen ein.
Und kreditwürdiger ist dann eben die Firma mit den "E.T."-Rechten, wenn es um die Finanzierung der Produktion eines neuen Filmes geht.



pillepalle
Beiträge: 8586

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von pillepalle »

Im Moment ist es überwiegend so, dass Filme die kommerziell auch halbwegs erfolgversprechend sind gefördert werden. Das ist eben eine Art Wirtschaftsförderung für die Branche, nicht aber eine für innovative bzw. kreative Ideen. Es sind eben in der Regel die bereits etablierten die alle bürokratischen Hürden nehmen können und für einen gewissen 'Erfolg' stehen.

Ich persönlich fände z.B. den kommerziellen Erfolg als Förderkriterium wenig relevant, zumindest wenn die Themen, Inhalte und die Kreativität im Vordergrund stehen sollten. So ähnlich wie im öffentlich rechtlichen Fernsehn, wo Inhalte produziert werden, obwohl sie nicht so erfolgreich sind wie der tausendste Krimi, die Talk- oder Unterhaltungsshow. Wenn der Markt den Ausschlag geben soll, dann braucht es die Förderung auch nicht. Die braucht es eigentlich nur für fördernswerte Projekte. Das sind in meinen Augen aber nicht die bereits etablierten Leute. Ist eben so eine Art Inzucht die betrieben wird.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



Magnetic
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Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Magnetic »

Puh, hier geht es ja mal wieder hoch her. Da hat jeder eine sehr genaue Meinung aber alle sind sich einig, dass natürlich alles KOMPLETT falsch läuft.

Mich würde interessieren, wer von Euch schon mal einen gefördertern Film produziert hat oder sich zumindest um Förderung beworben hat?



stip
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Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von stip »

Endlich gibt es Bemühungen diese jahrzehnte alte Sch**** ernsthaft in Angriff zu nehmen und hier wird natürlich erstmal gemeckert, jfc.



Drushba
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Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Drushba »

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Erwartest du, dass ein Bundesland dir deinen Film komplett finanziert?

War jetzt wirklich am Überlegen, darauf zu antworten, weil Dein Posting eine provokative Mischung aus Unterstellung, Falschannahmen und Halbwissen ist. Aber ich versuchs es mal, auch in der Hoffnung Erhellendes zur Diskussion beitragen zu können: Nein ich erwarte überhaupt nicht, dass die Filmförderung meinen Film komplett finanziert, so wie es z.B. in Frankreich üblich ist. Die Hälfte würde mir schon ausreichen. Ich habe keine großen Budgets und den Rest kann ich mir durch Crowdfunding, Weltvertrieb etc. reinholen oder selbst reingeben, weil ich erwarte, den Film verkaufen zu können. Aber ich erwarte von einer Wirtschaftsförderung durchaus, dass sie keine verkrüppelten Produkte ins Visier nimmt, die kein Publikum sehen will. Erklärtes Ziel der Förderung ist ja gerade, dass Kleinproduzenten gestärkt werden sollen und das geht nunmal am besten über ein Produkt, was der Markt auch haben will. Momentan ist es soweit, dass Filme wie Werner Herzogs "Aguierre- der Zorn Gottes" (um mal eine der wenigen international erfolgreichen deutschen Produktionen zu nennen) mit unserem derzeitigen Fördersystem nicht mehr hergestellt werden könnten. Im Übrigen muss die Förderung im Erfolgsfall zurückgezahlt werden. Wichtig zu wissen: Filmförderung ist nur ein Darlehen.

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Warum sollte ein Bundesland Geld für einen Film geben, wenn dessen Produktionen keinerlei Verbindung zu diesem Bundesland hat?
Als Baden Württemberger würde ich dann fragen: Warum gebt ihr Drushba meine Steuergelder?

Siehe oben, sie sollen Filme fördern, die Menschen auch sehen wollen, die sich deshalb am Markt refinanzieren können. Die Filmförderung muss im Erfolgsfall ohnehin zurückgezahlt werden. Dann betrügt doch nicht die Steuerzahler mit Fördermodellen, bei denen hinterher das Geld weg ist, weil niemand die Produkte sehen will!)

Viele deutsche Produzenten haben sich in dieser Nische eingerichtet, produzieren Provinzielles, was das Publikum nicht sehen will, haben deshalb auch keine Einkünfte aus dem Verleih und müssen darum die Förderungen auch nie zurückbezahlen. Das geht durchaus und es gibt derzeit leider keine echte Alternative dazu. Die französische Filmförderung kennt solche inhaltlichen Schranken/Beschränkungen nicht. Französische (Klein-)Produzenten können auf den Filmmärkten eben auf Stoffe bieten, wo ich als Inhaber eines deutschen Passes und mit Wohnsitz Stuttgart (oder Leipzig, Berlin, München, Köln etc) sitzen bleiben muss. Immer die selbe Leier auf den Filmmärkten: Internationale Regisseure pitchen ihre klugen und teilweise hochmarktfähigen Stoffe vor Fachpublikum, also Produzenten. Ich schaue mir das gespannt an, aber bin für diese Filmer nur so lange interessant, bis ich sage, woher ich komme, denn jeder kennt die Tücken des deutschen Fördersystems - wohingegen sich um die französischen Produzenten Trauben bilden, weil diese international produzieren können. Ich kann eigentlich nur solange sitzenbleiben und warten, bis der Knaller von der schwäbischen Alb vorgestellt wird. Und selbst den würden mir Franzosen wegschnappen können, weil sie im Gegensatz zu mir auch noch niederschwellig die höheren Budgets zusammenbekommen.))

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 2. Kein Zwang zu einen "deutschem Ursprungszeugnis". Im Fördervertrag ist festgelegt, dass ich am Ende so eine Bescheinigung vorlegen muss. Diese erhalte ich nur, wenn der Film deutschsprachig ist oder die/der Regisseur*in aus Deutschland kommt. Wieso sowas? Länderförderung ist Wirtschaftsförderung. Als wirtschaftlich Handelnder möchte ich doch den Film drehen können, wo, wie und mit wem ich will, weil ich etwas sehe, etwas umsetzen will ohne kulturelle Schranke, mein Publikum kenne und für den Erfolg des Films/meinen Erfolg selbst verantwortlich bin. Hat der Film Erfolg, zahle ich ja Einkommensteuern+Gewerbesteuer im jeweiligen Bundesland. Wenn ich dafür mit einem mongolischen Regisseur eine Story aus seiner Heimat oder mit einem russischen Dissidenten in Detroit drehen will und der Film auf Englisch ist, dann will ich das tun können, und zwar ohne "deutsches Ursprungszeugnis" von der schwäbischen Alb. Nazis raus!))
Die selbe Frage: Warum sollten deutsche Steuerzahler deinen Film dann überhaupt finanzieren?

Siehe oben. Oder Deine Frage anders gestellt: Warum soll Karl May seine Geschichten in Nordamerika, Kudistan etc spielen lassen? Er könnte sich doch auch auf die schwäbische Alb beschränken.)) Kann "der Schwarm" nicht auch am Bodensee spielen? Die Länderförderung würde sowas wohl wirklich fragen.)) Im Zweifel das Publikum befragen, was es möchte. "Productionvalue" ist eben meist nicht die deutsche Provinz, sondern Neues, was wir als Publikum entdecken möchten. ;-)

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Filmförderung verfolgt nicht den Zweck jemandem seinen Wunsch einen Film zu drehen, zu erfüllen.
Achso. Was verfolgt sie dann? Pflichtfilme? Aber Du hast Recht: Wer den Wunsch hat, einen professionellen Film fürs Publikum zu drehen, kann dies meist erstmal knicken. Es sei denn er findet was für die engen Grenzen der Filmförderung. Scheint nur nicht auf breiter Basis zu klappen, sonst wäre der deutsche Film Weltspitze.))


iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Wenn du keinen Hobbyfilm drehen willst, musst du auch bereit sein finanzielle Risiken einzugehen.
Erzähl das mal unseren durchweg erfolgreichen Konkurrenten, z.B. den Franzosen oder Italienen. Dort gibt es soviele kombinationsfähige Förderungen (und entmachtete Sender), dass ein Produzent im Zweifel nur das Drehbuch als Einlage benötigt und Handlungskosten als Eigenkapital einbringen kann (die er zuvor selbst in die Kalkulation geschrieben hat) und damit im Verhältnis zu uns irrsinnige Budgets zusammenstückeln kann. Es ist eine andere Herangehensweise, auch ein anderes kulturelles Verständnis von Film. Auch hier würde ich Deine Aussage als Frage stellen: Welches europäische Filmfördersystem wäre geeignet, wenn Du Film nur als Hobby, aber nicht fürs Publikum oder gar den internationalen Markt drehen willst? Eine Antwort findest Du mit Sicherheit bei den Länderförderern in Stuttgart, München, Berlin, Köln. ;-)

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Die Stammeinlage einer GmbH kann übrigens investiert werden. Sie darf nur nicht von den Gesellschaftern entnommen werden, was etwas anderes ist.

Nein! Das wäre Betrug und im obigen Falle strafbar, weil die FFA diese Summe als Sicherheit vorschreibt und sie dann nicht vorhanden wäre. Die Stammeinlage ist die Garantiesumme, mit der gehaftet werden muss und ein Geschäftspartner muss sich darauf verlassen können, so ist die Gesetzeslage. Ist sie anderweitig genutzt, kann damit nicht mehr gehaftet werden. Zudem: Kommt eine GmbH unter Null, ist sie per Gesetz verpflichtet Insolvenz anzumelden. Das passiert sehr schnell, wenn das Stammkapital entnommen wird, das wissen nur nicht viele aus dem Kunstbereich und hier kursieren Märchen. Fakt ist: Bei sowas gibts dann fast immer Knast, da kennt der Gesetzgeber keinen Spass. Ok, wäre für viele sicher eine Erfahrung, die ins nächste Drehbuch einfliessen kann und damit indirekt den deutschen Film stärken kann.))

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Das Problem ist doch gerade, dass sich einige Produktionsfirmen darauf spezialisiert haben, alle Töpfe abzugreifen, um letztlich kaum mehr Eigenkapital einbringen zu müssen.

Ja, siehe Frankreich. Diese Produktionen sind (im Unterschied zu unseren) darum häufig ganz erfolgreich.))

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Die Förderhöhen begrenzen dann das Gesamtbudget der Produktionen.
Es werden also viele Filme gedreht, die international aufgrund des niedrigen Budgets nicht konkurrenzfähig sind.
Billige Massenware also - ganz ähnlich, wie die Hollywood-Produktionen mir dem silly-german-money, als es das Steuerabschreibungsprogramm gab.
Ja, das ist mein Argument. Deutsche Filme sind fast immer unterfinanziert und per Förderrichtlinien geistig inhaltsbehindert. Manchmal wirds was, meistens aber nicht. IMHO Geldverschwendung.

Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 4. Keine Auswertungsfenster vorschreiben. Was soll das denn bitte? Klar, historisch war es so, dass beteiligte Sender den Film gleich senden wollten und der Verleih dann keine Zeit hatte, den Film vorher im Kino auszuwerten. Daher schuf man das "Verleihfenster", gegen den Willen der Sender, wonach der Film erst ins Kino kommen musste, bevor er im Fernsehen versendet werden durfte. Machte Sinn. Als Kinos noch Sinn machten...
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Wenn du einen Film fürs Fernsehen oder Streaming drehen willst, kannst du die Finanzierung über die Sender/Streaming-Dienste versuchen.

Danke, das will ich nicht. Ich will keinen TV-Müll produzieren, den ich selber nicht anschauen möchte und das ist übrigens auch nicht das Ziel der Filmförderung. Stattdessen möchte ich lieber wie unsere Nachbarn in Frankreich, Italien oder Skandinavien inhaltlich selbstbestimmte Dokumentarfilme drehen, die ihren Markt auf Filmfestivals haben (kann lukrativ sein, wenn der Film tourt) und hinterher an Weltvertriebe verkauft werden, die diese ins Fernsehen bringen und anderweitig verkaufen. Das ist ein funktionierender Markt, wenn der Inhalt stimmt. Und ein Londoner Weltvertrieb fragt nicht als erstes: "Hast Du wieder einen Film von der schwäbischen Alb für uns"? Die finden eben eine authentische und aktuelle Story aus Argentinien, dem Iran oder aus der Mongolei besser für ihre weltweite Sparte, denn sowas wollen genügend Leute sehen, wenn der Film gut ist. Übrigens ist es erklärtes Ziel unserer Fördersysteme, das dt. Produzenten erfolgreich für den internationalen Markt produzieren sollen. Dem stehen dann aber die provinziellen Förderrichtlinien entgegen, die erfolgreiche Stoffe verhindern helfen.))

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 5. Abschaffung des Zwangs zur Kinoauswertung. Kino ist sowas von 20 Jhd. und ich möchte mich nicht bei den immer weniger werdenden Kinobetreibern einschleimen müssen, um trotz gegenteiligem Interesse einen hervorragenden Dokfilm zweimal im Kino zeigen zu können, nur weil dies der Fördervorgabe entspricht und ich es darum muss. Dokfilm ist special interest und Menschen, die Dokfilm sehen wollen, gehen auf Festivals oder warten, bis er gesendet oder gestreamt wird. Niemand wird mit Dokfilm reich, aber bitte macht uns nicht auch künstlich arm durch Kinozwang.))
Bei Filmförderung geht es eben auch um die Kinoförderung.
Der Erhalt der kompletten Verwertungskette ist sinnvoll.

Kino ist tot. Ich selbst betrete solche Kästen aus mehreren Gründen nur noch ungern (hoher Preis, immer häufiger geschwätziges Publikum) und sehe, dass es vielen so geht. Tiefstes 20. Jahrhundert. Der Kinozwang verträgt sich auch nicht mit Formaten, die kürzer oder länger als Kinofilme sind. Ein weiterer künstlicher Beschnitt, der in Zeiten von Streaming ein Markthindernis ist.

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Und du musst dir auch die Frage stellen, wofür du einen Dokufilm drehen willst, wenn du sowieso davon ausgehst, dass nur wenige Menschen den Film sehen.
Oder mal anderes gefragt:
Warum soll die Allgemeinheit für einige wenige einen Film finanzieren?
Beispiel: Wenn ich einen Film für 150K drehe und dieser dann weltweit 500K Boxoffice/Revenues erzielt, ist das eine für alle lohnende Nische. In diesem Beispiel kämen nach Abzug der Kosten (und Rückzahlung der Förderung) dann ca. 30-50K bei mir zum Leben an. Geht und ist realistisch machbar, wenn der Stoff stimmt.

Wenn Du die Allgemeinheit als Maßstab für Kulturförderung betrachten würdest, gäbe es keine klassischen Konzerte und auch kein Theater mehr. Wenn Du diesen Grundsatz auf die Wirtschaftsförderung allgemein ausdehnst, was würde dann gefördert werden? Ist ein innovatives Hydrauliksystem für Tunnelbohrmaschinen für die Allgemeinheit der deutschen Kegelclubs interessant? Was ist die Allgemeinheit? Es gibt Innovation fast nur in der Nische, darum wird diese gefördert.

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Gerade bei einem Dokufilm sollte doch der Anspruch und das Ziel sein, möglichst viele Menschen zu erreichen. Wer davon ausgeht, dass er dies eh nicht erreichen kann, will wohl die Doku nur für sich drehen.
Nö, sehe ich nicht so. Ein guter Dokfilm (nicht: TV-Doku "So waren die Römer") ist trotz seiner Qualität immer Nische, aber kann dort sehr erfolgreich sein. Er sollte keinen Verlust machen, sich rechnen und das ist bereits eine hohe Kunst, weil er eine Mindestmenge an Publikum erfordert. Aber dieses Publikum gibt es und es hat einen Anspruch, der leider auch schnell verfehlt werden kann. Spartenpublikum ist Sparte und nur in dieser Sparte kann mit gutem Dokfilm Geld verdient werden. Wer alle bedienen will, erleidet meist Schiffbruch. Wie gesagt, Dein Ansatz auf Musik übertragen würde Jazz verbannen und nur noch Volksmusik rechtfertigen. Oder nach Förderlogik: Immer einen ordentlichen Schuss schwäbische Volksmusik dem Jazz beimischen, weil in der Phantasie der Förderer so ein größeres Publikum erreicht wird. ;-)

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Das Privatvergnügen der Filmproduktion soll mit Steuergeldern finanziert werden.
"Professionell" ist es eben nicht, wenn man ein "Budget" ausgibt, sondern wenn man Geld mit dem Ziel investiert, einen Film zu drehen, der ein möglichst großes Publikum erreicht - und dann eben auch die Investitionen wieder einspielt.
Blablub. Siehe oben.)

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Diese Rechte gehen in den Buchwert der Firmen ein.
Und kreditwürdiger ist dann eben die Firma mit den "E.T."-Rechten, wenn es um die Finanzierung der Produktion eines neuen Filmes geht.
Woher nimmst Du eigentlich immer dieses unsinnige Halbwissen her? Filmrechte haben eben gerade keinen Buchwert und dies ist auf Wunsch der Produzenten seit den 70ern so festgelegt. Eingeführt von der FDP, damit Produktionen sofort abschreibefähig sind - darauf basierten u.a. die deutschen Filmfonds der Nullerjahre, womit Zahnärzte Einlagegeld abschreiben konnten, weil es in Film investiert wurde. Buchwert von Filmrechten = Null, in der Bilanz nicht aktivierbar, Verlustabschreibung.))
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



pillepalle
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Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von pillepalle »

Magnetic hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 11:51 Mich würde interessieren, wer von Euch schon mal einen gefördertern Film produziert hat oder sich zumindest um Förderung beworben hat?
Ich 😉

Das war zwar eine Landesförderung von einem Ministerium und nicht der Filmförderung, aber auch das hat mir schon gereicht. Das Ding ist, dass einen die Auflagen mehr behindern als helfen und man viele Kompromisse machen muss. Ich würde darauf bei zukünftigen Projekten jedenfalls liebend gerne verzichten. Nichtkommerzielle Projekte sind eben oft schwer selber zu finanzieren. Und selbst bei kommerziellen kommen die Leute ja meist nicht ohne eine Förderung aus.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



iasi
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Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Erwartest du, dass ein Bundesland dir deinen Film komplett finanziert?

War jetzt wirklich am Überlegen, darauf zu antworten, weil Dein Posting eine provokative Mischung aus Unterstellung, Falschannahmen und Halbwissen ist.
Wenn´s dem Drushba nicht gefällt kommen also solche Töne. ;)
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15 Aber ich versuchs es mal, auch in der Hoffnung Erhellendes zur Diskussion beitragen zu können: Nein ich erwarte überhaupt nicht, dass die Filmförderung meinen Film komplett finanziert, so wie es z.B. in Frankreich üblich ist. Die Hälfte würde mir schon ausreichen. Ich habe keine großen Budgets und den Rest kann ich mir durch Crowdfunding, Weltvertrieb etc. reinholen oder selbst reingeben, weil ich erwarte, den Film verkaufen zu können. Aber ich erwarte von einer Wirtschaftsförderung durchaus, dass sie keine verkrüppelten Produkte ins Visier nimmt, die kein Publikum sehen will. Erklärtes Ziel der Förderung ist ja gerade, dass Kleinproduzenten gestärkt werden sollen und das geht nunmal am besten über ein Produkt, was der Markt auch haben will. Momentan ist es soweit, dass Filme wie Werner Herzogs "Aguierre- der Zorn Gottes" (um mal eine der wenigen international erfolgreichen deutschen Produktionen zu nennen) mit unserem derzeitigen Fördersystem nicht mehr hergestellt werden könnten. Im Übrigen muss die Förderung im Erfolgsfall zurückgezahlt werden. Wichtig zu wissen: Filmförderung ist nur ein Darlehen.
"Aguierre- der Zorn Gottes" hatte Herzog aus eigener Tasche finanziert.
Nichts war´s mit Filmförderung oder Crowdfunding.

Interessant ist die Erwartungshaltung, dass andere das Budget aufbringen sollen.

Ein Bernd Eichinger musste den Warner-Chef in den USA beknien, um seine "Unendliche Geschichte" fertig drehen zu können und nicht pleite zu gehen.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Warum sollte ein Bundesland Geld für einen Film geben, wenn dessen Produktionen keinerlei Verbindung zu diesem Bundesland hat?
Als Baden Württemberger würde ich dann fragen: Warum gebt ihr Drushba meine Steuergelder?
Siehe oben, sie sollen Filme fördern, die Menschen auch sehen wollen, die sich deshalb am Markt refinanzieren können. Die Filmförderung muss im Erfolgsfall ohnehin zurückgezahlt werden. Dann betrügt doch nicht die Steuerzahler mit Fördermodellen, bei denen hinterher das Geld weg ist, weil niemand die Produkte sehen will!)
Wenn das so ein sicherer Erfolg wird, braucht es doch keine Filmförderung. Hypothek aufs Haus und schon kann´s losgehen.
Da musst du dich natürlich fragen, ob du bereit bist, deinen ganzen Besitz zu riskieren.

Das Problem ist aber eben nun einmal, dass du nur Investoren findest, wenn die Produktion ein vernünftiges Budget hat, was du mit Filmförderungsmittel eher erreichen kannst. In einen 100.000€-Film investiert niemand, während eine 2.000.000€-Produktion schon eher wie eine seriöse Investition wirkt.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15 Viele deutsche Produzenten haben sich in dieser Nische eingerichtet, produzieren Provinzielles, was das Publikum nicht sehen will, haben deshalb auch keine Einkünfte aus dem Verleih und müssen darum die Förderungen auch nie zurückbezahlen. Das geht durchaus und es gibt derzeit leider keine echte Alternative dazu. Die französische Filmförderung kennt solche inhaltlichen Schranken/Beschränkungen nicht. Französische (Klein-)Produzenten können auf den Filmmärkten eben auf Stoffe bieten, wo ich als Inhaber eines deutschen Passes und mit Wohnsitz Stuttgart (oder Leipzig, Berlin, München, Köln etc) sitzen bleiben muss. Immer die selbe Leier auf den Filmmärkten: Internationale Regisseure pitchen ihre klugen und teilweise hochmarktfähigen Stoffe vor Fachpublikum, also Produzenten. Ich schaue mir das gespannt an, aber bin für diese Filmer nur so lange interessant, bis ich sage, woher ich komme, denn jeder kennt die Tücken des deutschen Fördersystems - wohingegen sich um die französischen Produzenten Trauben bilden, weil diese international produzieren können. Ich kann eigentlich nur solange sitzenbleiben und warten, bis der Knaller von der schwäbischen Alb vorgestellt wird. Und selbst den würden mir Franzosen wegschnappen können, weil sie im Gegensatz zu mir auch noch niederschwellig die höheren Budgets zusammenbekommen.))
Ja. Und das Problem ist das Budget. Für einen Erfolg im deutschsprachigen Raum reicht´s, aber für einen international wettbewerbsfähigen Film ist es zu wenig, was du in Deutschland zusammenbekommen kannst.
Deutschland ist ausgetrocknet. Die Filmförderung sprenkelt noch ein wenig und hält kümmerliche Pflanzen am Leben.
Ein George Miller bekommt für seine australische Produktion mal eben 60 Mio.Dollar zusammen, auch wenn es ein recht persönliches und eher sperrig zu vermarktendes Projekt ist:
Three Thousand Years of Longing
(Er soll schließlich den nächsten Mad Max drehen.)

Welche deutsche 60 Mio.Dollar-Produktion kennst du?
Für (T)Raumschiff Surprise kamen 9 Mio.€ Budget zusammen, nachdem Der Schuh des Manitu ein Erfolg an deutschen Kinokassen war.

Die Drehtage, die zur Verfügung stehen, erlauben in D. meist nur ein schnelles Herunterkurbeln.
Dies im Hinterkopf, gibt dir natürlich niemand einen vielversprechenden Stoff.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25

Die selbe Frage: Warum sollten deutsche Steuerzahler deinen Film dann überhaupt finanzieren?
Siehe oben. Oder Deine Frage anders gestellt: Warum soll Karl May seine Geschichten in Nordamerika, Kudistan etc spielen lassen? Er könnte sich doch auch auf die schwäbische Alb beschränken.)) Kann "der Schwarm" nicht auch am Bodensee spielen? Die Länderförderung würde sowas wohl wirklich fragen.)) Im Zweifel das Publikum befragen, was es möchte. "Productionvalue" ist eben meist nicht die deutsche Provinz, sondern Neues, was wir als Publikum entdecken möchten. ;-)
Warum sollte Baden Württemberg einen Film fördern, die in einem anderen Land ohne jegliche Beteiligung der BW-Filmschaffenden gedreht wird?
Einen Gegenwert für die riskierten Steuergelder muss das Land nun einmal fordern.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Filmförderung verfolgt nicht den Zweck jemandem seinen Wunsch einen Film zu drehen, zu erfüllen.
Achso. Was verfolgt sie dann? Pflichtfilme? Aber Du hast Recht: Wer den Wunsch hat, einen professionellen Film fürs Publikum zu drehen, kann dies meist erstmal knicken. Es sei denn er findet was für die engen Grenzen der Filmförderung. Scheint nur nicht auf breiter Basis zu klappen, sonst wäre der deutsche Film Weltspitze.))
Die Filmförderung verfolgt das Ziel, dass das eigene Land im Film dargestellt wird, dass die eigene Filmindustrie gefördert wird, dass ...
Niemand kann Steuergelder verteilen ohne dafür auch Begründungen liefern zu können.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Wenn du keinen Hobbyfilm drehen willst, musst du auch bereit sein finanzielle Risiken einzugehen.
Erzähl das mal unseren durchweg erfolgreichen Konkurrenten, z.B. den Franzosen oder Italienen. Dort gibt es soviele kombinationsfähige Förderungen (und entmachtete Sender), dass ein Produzent im Zweifel nur das Drehbuch als Einlage benötigt und Handlungskosten als Eigenkapital einbringen kann (die er zuvor selbst in die Kalkulation geschrieben hat) und damit im Verhältnis zu uns irrsinnige Budgets zusammenstückeln kann. Es ist eine andere Herangehensweise, auch ein anderes kulturelles Verständnis von Film. Auch hier würde ich Deine Aussage als Frage stellen: Welches europäische Filmfördersystem wäre geeignet, wenn Du Film nur als Hobby, aber nicht fürs Publikum oder gar den internationalen Markt drehen willst? Eine Antwort findest Du mit Sicherheit bei den Länderförderern in Stuttgart, München, Berlin, Köln. ;-)
Du siehst: Schon im zweiten Satz fängst du wieder mit Filmförderung an.
Auch Hollywood lässt sich natürlich durch Förderung oder Seuervergünstigungen ködern, aber grundsätzlich wird das Budget von den Produktionsfirmen aufgebracht.
In Deutschland basiert die Finanzierung eines Filmes hingegen auf Fördertöpfen.

Filme für einen internationalen Markt musst du so finanzieren, dass Filmförderung nur eine willkommene Ergänzung darstellt.
Nur findest du keine Investoren mehr, da deutschen Produktionen der Ruf anhaftet, dass sie provinziell und unterfinanziert sind. Keiner setzt auf einen lahmen Gaul.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Die Stammeinlage einer GmbH kann übrigens investiert werden. Sie darf nur nicht von den Gesellschaftern entnommen werden, was etwas anderes ist.

Nein! Das wäre Betrug und im obigen Falle strafbar, weil die FFA diese Summe als Sicherheit vorschreibt und sie dann nicht vorhanden wäre. Die Stammeinlage ist die Garantiesumme, mit der gehaftet werden muss und ein Geschäftspartner muss sich darauf verlassen können, so ist die Gesetzeslage. Ist sie anderweitig genutzt, kann damit nicht mehr gehaftet werden. Zudem: Kommt eine GmbH unter Null, ist sie per Gesetz verpflichtet Insolvenz anzumelden. Das passiert sehr schnell, wenn das Stammkapital entnommen wird, das wissen nur nicht viele aus dem Kunstbereich und hier kursieren Märchen. Fakt ist: Bei sowas gibts dann fast immer Knast, da kennt der Gesetzgeber keinen Spass. Ok, wäre für viele sicher eine Erfahrung, die ins nächste Drehbuch einfliessen kann und damit indirekt den deutschen Film stärken kann.))
Eine GmbH muss das Geld nicht auf dem Sparbuch belassen.
Natürlich kann sie damit Investitionen vornehmen. Diese werden verbucht.
Nutzt du das Kapital für die Produktion des Films, dann stellt
das gedrehte Material das Betriebsvermögen der GmbH dar.
Einlagen können sogar in Form von Arbeitsleistungen eingebracht werden.

Insolvenz muss sie auch nur anmelden, wenn sie Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.
Wenn eine Bank Kredite gibt, kann die GmbH auch auf Null kommen ohne dass sie Insolvenz anmelden muss.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Das Problem ist doch gerade, dass sich einige Produktionsfirmen darauf spezialisiert haben, alle Töpfe abzugreifen, um letztlich kaum mehr Eigenkapital einbringen zu müssen.

Ja, siehe Frankreich. Diese Produktionen sind (im Unterschied zu unseren) darum häufig ganz erfolgreich.))

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Die Förderhöhen begrenzen dann das Gesamtbudget der Produktionen.
Es werden also viele Filme gedreht, die international aufgrund des niedrigen Budgets nicht konkurrenzfähig sind.
Billige Massenware also - ganz ähnlich, wie die Hollywood-Produktionen mir dem silly-german-money, als es das Steuerabschreibungsprogramm gab.
Ja, das ist mein Argument. Deutsche Filme sind fast immer unterfinanziert und per Förderrichtlinien geistig inhaltsbehindert. Manchmal wirds was, meistens aber nicht. IMHO Geldverschwendung.
Das sehe ich auch so.
Daher wäre es eigentlich notwendig neue Finanzierungswege zu finden.

Ich bin bisher nur auf die Idee der vielen Schultern gekommen:
Crew und Darsteller (also der gesamte Abspann) beteiligen sich als Gesellschafter mit Einlagen in Form ihrer Gagen, ihrer Geräte (Miete) und auch mit Geld.
Wenn du allein die Gagen zusammen nimmst, kommst du auf ein sehr hohes Budget.

Dann gilt aber: Keine halben Sachen. Und jeder muss es als eine echte Investition betrachten, die am Ende auch Einnahmen bringen sollen.

Ich sehe sonst niemanden, der Millionen in eine deutsche Filmproduktion investieren würde.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
Drushba hat geschrieben: So 19 Feb, 2023 23:31 4. Keine Auswertungsfenster vorschreiben. Was soll das denn bitte? Klar, historisch war es so, dass beteiligte Sender den Film gleich senden wollten und der Verleih dann keine Zeit hatte, den Film vorher im Kino auszuwerten. Daher schuf man das "Verleihfenster", gegen den Willen der Sender, wonach der Film erst ins Kino kommen musste, bevor er im Fernsehen versendet werden durfte. Machte Sinn. Als Kinos noch Sinn machten...
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Wenn du einen Film fürs Fernsehen oder Streaming drehen willst, kannst du die Finanzierung über die Sender/Streaming-Dienste versuchen.

Danke, das will ich nicht. Ich will keinen TV-Müll produzieren, den ich selber nicht anschauen möchte und das ist übrigens auch nicht das Ziel der Filmförderung. Stattdessen möchte ich lieber wie unsere Nachbarn in Frankreich, Italien oder Skandinavien inhaltlich selbstbestimmte Dokumentarfilme drehen, die ihren Markt auf Filmfestivals haben (kann lukrativ sein, wenn der Film tourt) und hinterher an Weltvertriebe verkauft werden, die diese ins Fernsehen bringen und anderweitig verkaufen. Das ist ein funktionierender Markt, wenn der Inhalt stimmt. Und ein Londoner Weltvertrieb fragt nicht als erstes: "Hast Du wieder einen Film von der schwäbischen Alb für uns"? Die finden eben eine authentische und aktuelle Story aus Argentinien, dem Iran oder aus der Mongolei besser für ihre weltweite Sparte, denn sowas wollen genügend Leute sehen, wenn der Film gut ist. Übrigens ist es erklärtes Ziel unserer Fördersysteme, das dt. Produzenten erfolgreich für den internationalen Markt produzieren sollen. Dem stehen dann aber die provinziellen Förderrichtlinien entgegen, die erfolgreiche Stoffe verhindern helfen.))
Warum soll es denn keine Story geben, die in der schwäbischen Alb ihren Ursprung hat?
Nimm nur die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie und folge deren Weg vom Flüchtlingsheim zum Ausgangsort ihrer Flucht.

Begleite eine junge Lehrerin von der schwäbischen Alb zu ihrem Einsatzort aus Auslandsdienstlehrkraft in Argentinien oder der Mongolei.

Es gibt unzählige Anknüpfpunkte im Ländle, die dann in die weite Welt führen.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25

Bei Filmförderung geht es eben auch um die Kinoförderung.
Der Erhalt der kompletten Verwertungskette ist sinnvoll.

Kino ist tot. Ich selbst betrete solche Kästen aus mehreren Gründen nur noch ungern (hoher Preis, immer häufiger geschwätziges Publikum) und sehe, dass es vielen so geht. Tiefstes 20. Jahrhundert. Der Kinozwang verträgt sich auch nicht mit Formaten, die kürzer oder länger als Kinofilme sind. Ein weiterer künstlicher Beschnitt, der in Zeiten von Streaming ein Markthindernis ist.
Kino ist aber ein wichtiger Teil der Verwertungskette.
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Und du musst dir auch die Frage stellen, wofür du einen Dokufilm drehen willst, wenn du sowieso davon ausgehst, dass nur wenige Menschen den Film sehen.
Oder mal anderes gefragt:
Warum soll die Allgemeinheit für einige wenige einen Film finanzieren?
Beispiel: Wenn ich einen Film für 150K drehe und dieser dann weltweit 500K Boxoffice/Revenues erzielt, ist das eine für alle lohnende Nische. In diesem Beispiel kämen nach Abzug der Kosten (und Rückzahlung der Förderung) dann ca. 30-50K bei mir zum Leben an. Geht und ist realistisch machbar, wenn der Stoff stimmt.
Das Problem ist bei deiner Rechnung dieses "wenn". Du musst die 150k erstmal aufbringen. Und vor allem steht dieses "wenn" vor den 500k.
Wenn du dir so sicher bist, dass du die 500k erzielen kannst, ist es doch auch möglich, diese 150k aus eigener Tasche zu finanzieren (Hypothek aufs Häuschen.)
Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15 Wenn Du die Allgemeinheit als Maßstab für Kulturförderung betrachten würdest, gäbe es keine klassischen Konzerte und auch kein Theater mehr. Wenn Du diesen Grundsatz auf die Wirtschaftsförderung allgemein ausdehnst, was würde dann gefördert werden? Ist ein innovatives Hydrauliksystem für Tunnelbohrmaschinen für die Allgemeinheit der deutschen Kegelclubs interessant? Was ist die Allgemeinheit? Es gibt Innovation fast nur in der Nische, darum wird diese gefördert.

iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Gerade bei einem Dokufilm sollte doch der Anspruch und das Ziel sein, möglichst viele Menschen zu erreichen. Wer davon ausgeht, dass er dies eh nicht erreichen kann, will wohl die Doku nur für sich drehen.
Nö, sehe ich nicht so. Ein guter Dokfilm (nicht: TV-Doku "So waren die Römer") ist trotz seiner Qualität immer Nische, aber kann dort sehr erfolgreich sein. Er sollte keinen Verlust machen, sich rechnen und das ist bereits eine hohe Kunst, weil er eine Mindestmenge an Publikum erfordert. Aber dieses Publikum gibt es und es hat einen Anspruch, der leider auch schnell verfehlt werden kann. Spartenpublikum ist Sparte und nur in dieser Sparte kann mit gutem Dokfilm Geld verdient werden. Wer alle bedienen will, erleidet meist Schiffbruch. Wie gesagt, Dein Ansatz auf Musik übertragen würde Jazz verbannen und nur noch Volksmusik rechtfertigen. Oder nach Förderlogik: Immer einen ordentlichen Schuss schwäbische Volksmusik dem Jazz beimischen, weil in der Phantasie der Förderer so ein größeres Publikum erreicht wird. ;-)
Diesem Ansatz kann ich nicht folgen.
Entweder, ich mache einen Film der gesehen werden soll und auch etwas zu sagen, dann will ich auch, dass möglichst viele ihn sehen, oder mir geht es nur darum einen Film zu machen und das Ergebnis ist nur zweitrangig.
Warum sich nicht bemühen, dass die "Sparte" die der Film erreicht, möglichst breit ist?

Wenn Jazz kein Publikum mehr findet, braucht es auch keinen Jazz mehr.
Jazz hat ein Publikum, ganz so wie die Volksmusik.
Es ist doch eine schlechte Ausrede, wenn ein Jazz-Musiker, der nur vor wenig Publikum spielt, der Volksmusik die Schuld gibt. Denn er ist doch schlicht nur kein guter Jazz-Musiker.
Das kannst du auf Filme übertragen.
Francois Truffaut sagte: "Ich mache normale Filme für normale Leute."

Drushba hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Das Privatvergnügen der Filmproduktion soll mit Steuergeldern finanziert werden.
"Professionell" ist es eben nicht, wenn man ein "Budget" ausgibt, sondern wenn man Geld mit dem Ziel investiert, einen Film zu drehen, der ein möglichst großes Publikum erreicht - und dann eben auch die Investitionen wieder einspielt.
Blablub. Siehe oben.)
iasi hat geschrieben: Mo 20 Feb, 2023 08:25 Diese Rechte gehen in den Buchwert der Firmen ein.
Und kreditwürdiger ist dann eben die Firma mit den "E.T."-Rechten, wenn es um die Finanzierung der Produktion eines neuen Filmes geht.
Woher nimmst Du eigentlich immer dieses unsinnige Halbwissen her? Filmrechte haben eben gerade keinen Buchwert und dies ist auf Wunsch der Produzenten seit den 70ern so festgelegt. Eingeführt von der FDP, damit Produktionen sofort abschreibefähig sind - darauf basierten u.a. die deutschen Filmfonds der Nullerjahre, womit Zahnärzte Einlagegeld abschreiben konnten, weil es in Film investiert wurde. Buchwert von Filmrechten = Null, in der Bilanz nicht aktivierbar, Verlustabschreibung.))
Dass das nicht gar so einfach ist, kannst du dem hier entnehmen:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... 36Uow8JMIw

Diese Abschreibungsinstrumente darf man auch nicht mit dem Filmstock eines Studios vermischen.

Was meinst du eigentlich, wofür Amazon vor kurzem Milliarden bezahlt hat, als es MGM kaufte.



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

Und ein Londoner Weltvertrieb fragt nicht als erstes: "Hast Du wieder einen Film von der schwäbischen Alb für uns"? Die finden eben eine authentische und aktuelle Story aus Argentinien, dem Iran oder aus der Mongolei besser für ihre weltweite Sparte, denn sowas wollen genügend Leute sehen, wenn der Film gut ist.
Das ist ein seltsamer Satz, warum sollte das so sein?
Das impliziert ja zunächst mal daß dein Film von der Alb weder authentisch noch aktuell ist - warum sollte das der Fall sein, und warum sollten gerade Iran Mongolei oder Argentinien "besser" sein?

Das klingt für mich eher nach jemandem, der lieber seinem Hobby bei einem steuerzahler-finanzierten Abenteuerurlaub im Ausland nachgehen will, als nur schnöde vor der eigenen Haustür zu drehen.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Drushba »

Frank Glencairn hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 08:12
Und ein Londoner Weltvertrieb fragt nicht als erstes: "Hast Du wieder einen Film von der schwäbischen Alb für uns"? Die finden eben eine authentische und aktuelle Story aus Argentinien, dem Iran oder aus der Mongolei besser für ihre weltweite Sparte, denn sowas wollen genügend Leute sehen, wenn der Film gut ist.
Das ist ein seltsamer Satz, warum sollte das so sein?
Das impliziert ja zunächst mal daß dein Film von der Alb weder authentisch noch aktuell ist - warum sollte das der Fall sein, und warum sollten gerade Iran Mongolei oder Argentinien "besser" sein?

Das klingt für mich eher nach jemandem, der lieber seinem Hobby bei einem steuerzahler-finanzierten Abenteuerurlaub im Ausland nachgehen will, als nur schnöde vor der eigenen Haustür zu drehen.
Mag sein. Grundsätzlich ist Länderfilmförderung aber zunächstmal ein Darlehen, das im Erfolgsfall zurückzuzahlen ist. Sollte man dem Steuerzahler daher nicht eher zumuten, dass Filme gefördert werden, bei denen das verliehene Steuergeld auch wieder zurückfliesst?

Unter dieser Prämisse sehen die Modalitäten ganz anders aus und das ist auch der Kern der Kritik an der Filmförderung: Erfolg wird quasi ausgeschlossen. Die Faustregel fürs Produzieren, die man uns z.B. an der Filmhochschule beigebracht hatte (und die ich auch bei Praktika in Produktionsfirmen kennenlernen durfte), ist, nur solche Stoffe anzufassen, die man auch selbst gerne sehen will. Wer sich danach richtet, bekommt meist Schwierigkeiten mit dem deutschen Fördersystem

Schau dir mal die Kataloge der Weltvertriebe an, die Schwäbische Alb ist dort eigentlich stets abwesend und deutsche Filme oder Filme, die in Deutschland spielen, sind dort kaum oder gar nicht vertreten. Liegts am Publikum? Auf jeden Fall sind deutsche Dokumentarfilme zahlreich vorhanden. Wenn wir aber, wie hier, mit wirtschaftlichen Kriterien argumentieren (und nicht in künstlerischen Kategorien, denn es gibt viele feinfühlige deutsche Dokumentarfilme der letzten Jahre, die ich wirklich schätze), dann scheint das mit dem deutschen Film am Markt nicht zu funktionieren. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass wir (wie Du es oben als Vorwurf formulierst) alle lieber Abenteuer erleben, in qualitativ guten Dokfilmen neue Kulturen kennenlernen wollen, besonders wenn wir ins Kino oder aufs Festival gehen? Abgesehen von den Brennpunkten der Welt, die uns beschäftigen und über die wir daher gerne mehr sehen würden: Kannst ja mal in Dich gehen, was Du persönlich zur Unterhaltung lieber sehen würdest, wenn zur Auswahl "Buena Vista Social Club" oder ein rührendes Portrait über den Ehinger Blasverein stünden? Falls Du den Blasverein wählen würdest, wäre das sicherlich vor schwäbischen Steuerzahlern filmpolitisch vertretbar, vielleicht sogar künstlerisch interessant, aber repräsentativ oder gar wirtschaftlich lohnend ist das sicher nicht (ok, jetzt haben wir Iasi auf die Idee gebracht und jede Wette, er gewinnt mit dem Film über den Ehinger Verein, als Erstlingswerk und mit neuer Kamera, rein aus Trotz den nächsten Oscar).

Ob eine Wirtschaftsförderung erfolgreiche Modelle fördern will, hängt natürlich auch vom Grad der Moralisierung ab, die damit einhergeht. Und wenn wir zuerst "Deutsches Geld für deutsche Filme" rufen, werden die Weltvertriebe auch weiterhin von Franzosen, Skandinaviern und Amerikanern bedient werden. Die Franzosen rufen eher: "Französisches Geld für französische Produzenten" und lassen bei den Stoffen freie Auswahl. Bei den Amerikanern ist es ziemlich ähnlich. Es gibt keine Filmförderung (oder nur eine sehr geringe Förderung, meist in Form von Steuererleichterungen), aber Dutzende von Stiftungen, die den Rang von Filmförderungen einnehmen und welche internationale Dokumentarfilme finanzieren, solange die Produzenten Amerikaner sind oder zumindest ihren steuerrelevanten Hauptwohnsitz in den USA haben. Auch das ist übrigens indirekt amerikanisches Steuergeld, weil es von Reichen stammt, die das Geld in Stiftungen geben, statt Steuern zu bezahlen. Und das sind meist auch die Konkurrenten auf Festivals: Üppig geförderte Filme, dadurch mit genug Zeit zur Herstellung und zum Ausprobieren ausgestattet, und meist ohne größere Vorgaben, als den, einen guten Film abzuliefern.

Man kann natürlich auch so verfahren wie Iasi und sein Häuschen auf den jeweils nächsten Film verwetten (wenn man ein Häuschen hat, ich habe keines). Aber das geht eben exakt solange gut, bis ein Film wirtschaftlich daneben geht. Darum gibt es ja Förderung, weil es wirtschaftlich schwierig ist, Filme überhaupt herzustellen bzw. eine Filmindustrie ausserhalb der großen Schauplätze Hollywood, Bollywood, Nigeria, Ägypten aufrecht zu erhalten. Und hier kommt eben auch die Hauptkritik: Schliesst endlich einen Friedensvertrag zwischen Marktanforderungen und Förderrichtlinien. Dann liefern wir bestimmt auch ein breites Spektrum ab, in denen sogar die schwäbische Alb in starker Form vorkommen kann, wenn das Thema danach ruft, statt der Fördervorgabe. ;-)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



iasi
Beiträge: 24509

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Drushba hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 10:51
Frank Glencairn hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 08:12

Das ist ein seltsamer Satz, warum sollte das so sein?
Das impliziert ja zunächst mal daß dein Film von der Alb weder authentisch noch aktuell ist - warum sollte das der Fall sein, und warum sollten gerade Iran Mongolei oder Argentinien "besser" sein?

Das klingt für mich eher nach jemandem, der lieber seinem Hobby bei einem steuerzahler-finanzierten Abenteuerurlaub im Ausland nachgehen will, als nur schnöde vor der eigenen Haustür zu drehen.
Mag sein. Grundsätzlich ist Länderfilmförderung aber zunächstmal ein Darlehen, das im Erfolgsfall zurückzuzahlen ist. Sollte man dem Steuerzahler daher nicht eher zumuten, dass Filme gefördert werden, bei denen das verliehene Steuergeld auch wieder zurückfliesst?

Unter dieser Prämisse sehen die Modalitäten ganz anders aus und das ist auch der Kern der Kritik an der Filmförderung: Erfolg wird quasi ausgeschlossen. Die Faustregel fürs Produzieren, die man uns z.B. an der Filmhochschule beigebracht hatte (und die ich auch bei Praktika in Produktionsfirmen kennenlernen durfte), ist, nur solche Stoffe anzufassen, die man auch selbst gerne sehen will. Wer sich danach richtet, bekommt meist Schwierigkeiten mit dem deutschen Fördersystem

Schau dir mal die Kataloge der Weltvertriebe an, die Schwäbische Alb ist dort eigentlich stets abwesend und deutsche Filme oder Filme, die in Deutschland spielen, sind dort kaum oder gar nicht vertreten. Liegts am Publikum? Auf jeden Fall sind deutsche Dokumentarfilme zahlreich vorhanden. Wenn wir aber, wie hier, mit wirtschaftlichen Kriterien argumentieren (und nicht in künstlerischen Kategorien, denn es gibt viele feinfühlige deutsche Dokumentarfilme der letzten Jahre, die ich wirklich schätze), dann scheint das mit dem deutschen Film am Markt nicht zu funktionieren. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass wir (wie Du es oben als Vorwurf formulierst) alle lieber Abenteuer erleben, in qualitativ guten Dokfilmen neue Kulturen kennenlernen wollen, besonders wenn wir ins Kino oder aufs Festival gehen? Abgesehen von den Brennpunkten der Welt, die uns beschäftigen und über die wir daher gerne mehr sehen würden: Kannst ja mal in Dich gehen, was Du persönlich zur Unterhaltung lieber sehen würdest, wenn zur Auswahl "Buena Vista Social Club" oder ein rührendes Portrait über den Ehinger Blasverein stünden? Falls Du den Blasverein wählen würdest, wäre das sicherlich vor schwäbischen Steuerzahlern filmpolitisch vertretbar, vielleicht sogar künstlerisch interessant, aber repräsentativ oder gar wirtschaftlich lohnend ist das sicher nicht (ok, jetzt haben wir Iasi auf die Idee gebracht und jede Wette, er gewinnt mit dem Film über den Ehinger Verein, als Erstlingswerk und mit neuer Kamera, rein aus Trotz den nächsten Oscar).

Ob eine Wirtschaftsförderung erfolgreiche Modelle fördern will, hängt natürlich auch vom Grad der Moralisierung ab, die damit einhergeht. Und wenn wir zuerst "Deutsches Geld für deutsche Filme" rufen, werden die Weltvertriebe auch weiterhin von Franzosen, Skandinaviern und Amerikanern bedient werden. Die Franzosen rufen eher: "Französisches Geld für französische Produzenten" und lassen bei den Stoffen freie Auswahl. Bei den Amerikanern ist es ziemlich ähnlich. Es gibt keine Filmförderung (oder nur eine sehr geringe Förderung, meist in Form von Steuererleichterungen), aber Dutzende von Stiftungen, die den Rang von Filmförderungen einnehmen und welche internationale Dokumentarfilme finanzieren, solange die Produzenten Amerikaner sind oder zumindest ihren steuerrelevanten Hauptwohnsitz in den USA haben. Auch das ist übrigens indirekt amerikanisches Steuergeld, weil es von Reichen stammt, die das Geld in Stiftungen geben, statt Steuern zu bezahlen. Und das sind meist auch die Konkurrenten auf Festivals: Üppig geförderte Filme, dadurch mit genug Zeit zur Herstellung und zum Ausprobieren ausgestattet, und meist ohne größere Vorgaben, als den, einen guten Film abzuliefern.

Man kann natürlich auch so verfahren wie Iasi und sein Häuschen auf den jeweils nächsten Film verwetten (wenn man ein Häuschen hat, ich habe keines). Aber das geht eben exakt solange gut, bis ein Film wirtschaftlich daneben geht. Darum gibt es ja Förderung, weil es wirtschaftlich schwierig ist, Filme überhaupt herzustellen bzw. eine Filmindustrie ausserhalb der großen Schauplätze Hollywood, Bollywood, Nigeria, Ägypten aufrecht zu erhalten. Und hier kommt eben auch die Hauptkritik: Schliesst endlich einen Friedensvertrag zwischen Marktanforderungen und Förderrichtlinien. Dann liefern wir bestimmt auch ein breites Spektrum ab, in denen sogar die schwäbische Alb in starker Form vorkommen kann, wenn das Thema danach ruft, statt der Fördervorgabe. ;-)
Du bist zwar vom finanziellen Erfolg überzeugt und betrachtest die Filmförderung nur als Darlehen, würdest dann aber lieber doch nicht dein Haus darauf verwetten.
Das Risiko soll der Steuerzahler tragen.
Dem sprichst du aber ab, auch eine Gegenleistung dafür zu erwarten.

Dabei ist es gar nicht so schwierig, einen Bezug zum Ländle herzustellen. Nimm eine Studentin aus der Mongolei, die im Ländle an einer Uni angefangen hat und begleite sie bei einem Besuch in der Heimat.
Mir erscheint das auch für den Zuschauer interessanter, da dadurch ein direkter Vergleich der Kulturen hergestellt wird.

Oder nimm schwäbische Auswanderer ...

Oder Flüchtlinge in einer schwäbischen Stadt - rekonstruiere ihre Flucht und besuche ihre Heimat.

Oder nimm ein Projekt einer schwäbischen Firma in Südamerika ...

Oder ein Forschungsprojekt einer schwäbischen Fakultät in Asien ...

...

"Mongolei" oder "Argentinien" sind schließlich nur Orte und keine Themen für eine Doku.

Auch in Frankreich bekommt niemand Geld für eine Doku, über die er nur sagen kann, dass sie an fernen Orten angesiedelt sein soll.
"Heimat" war eine sehr erfolgreiche Fernsehproduktion. Nach deiner Logik kann das gar nicht sein, denn sie spielt in einem Dorf im Hunsrück.

Für dich mag die schwäbische Alb langweilig sein - Asiaten sind hingegen begeistert davon.
Wer internationalen Erfolg möchte, sollte beim Vertrieb nicht provinziell denken.

Du findest keine Themen in deiner Nachbarschaft, meinst aber sie bei einem kurzen Tripp in der Monoglei zu entdecken.



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Drushba »

iasi hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 11:22
Dabei ist es gar nicht so schwierig, einen Bezug zum Ländle herzustellen. Nimm eine Studentin aus der Mongolei, die im Ländle an einer Uni angefangen hat und begleite sie bei einem Besuch in der Heimat.
Mir erscheint das auch für den Zuschauer interessanter, da dadurch ein direkter Vergleich der Kulturen hergestellt wird.

Oder nimm schwäbische Auswanderer ...

Oder Flüchtlinge in einer schwäbischen Stadt - rekonstruiere ihre Flucht und besuche ihre Heimat.

Oder nimm ein Projekt einer schwäbischen Firma in Südamerika ...

Oder ein Forschungsprojekt einer schwäbischen Fakultät in Asien ...
Iasi, Du hast den Durchblick. Was hindert Dich, den nächsten Oscar abzuräumen? Ist es wirklich nur die Kamera? Mach doch einfach, ist nicht so schwer, siehst Du ja selbst. ;-)

PS: Das Schöne am Produzieren ist, sich Ideen anderer Filmer anzuhören und diese umzusetzen (darum bleibe ich auch allgemein mit meinen Aussagen). Es erweitert den eigenen Horizont ungemein, ich kanns nur empfehlen.) Vorschlag: Recherchier doch einfach mal selbst einen guten regionalen Stoff und stell ihn auf der Pitchingveranstaltung eines Filmfestivals vor. Wer weiss, vielleicht kommen wir dann ja sogar ins Geschäft? Man sollte niemals nie sagen.))
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



iasi
Beiträge: 24509

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von iasi »

Drushba hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 11:58
iasi hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 11:22
Dabei ist es gar nicht so schwierig, einen Bezug zum Ländle herzustellen. Nimm eine Studentin aus der Mongolei, die im Ländle an einer Uni angefangen hat und begleite sie bei einem Besuch in der Heimat.
Mir erscheint das auch für den Zuschauer interessanter, da dadurch ein direkter Vergleich der Kulturen hergestellt wird.

Oder nimm schwäbische Auswanderer ...

Oder Flüchtlinge in einer schwäbischen Stadt - rekonstruiere ihre Flucht und besuche ihre Heimat.

Oder nimm ein Projekt einer schwäbischen Firma in Südamerika ...

Oder ein Forschungsprojekt einer schwäbischen Fakultät in Asien ...
Iasi, Du hast den Durchblick. Was hindert Dich, den nächsten Oscar abzuräumen? Ist es wirklich nur die Kamera? Mach doch einfach, ist nicht so schwer, siehst Du ja selbst. ;-)

PS: Das Schöne am Produzieren ist, sich Ideen anderer Filmer anzuhören und diese umzusetzen (darum bleibe ich auch allgemein mit meinen Aussagen). Es erweitert den eigenen Horizont ungemein, ich kanns nur empfehlen.) Vorschlag: Recherchier doch einfach mal selbst einen guten regionalen Stoff und stell ihn auf der Pitchingveranstaltung eines Filmfestivals vor. Wer weiss, vielleicht kommen wir dann ja sogar ins Geschäft? Man sollte niemals nie sagen.))
Nun - es hindert einen jedoch immens, wenn man seine Zeit damit verbringt zu jammern und ins vermeindtlich so tolle Frankreich zu blicken.

Du klagst zudem über die Konkurrenz, die dir die guten Stoffe auf den Pitchingveranstaltungen, wo sich dann wirklich alle versammeln, wegschnappen. Vielleicht solltest du auch mal auf anderen Wegen gute Stoffe suchen.

Denk doch auch mal darüber nach, was du überhaupt unter "regionale Stoffe" verstehst.

Neulich erzählte mir ein 14jähriger hier in der Region von der Flucht mit seiner Familie nach Deutschland. Regional begrenzt war weder die Thematik noch die Stationen ihrer Flucht.

Oder: Was begeistert die Chinesen so sehr am Ländle? Das wäre eine interessante Außenbetrachtung auf die eigene Kultur und Geschichte - und eben auch über das Bild, das man in Asien von Deutschland hat.
Umgekehrt könntest du auch eine schwäbische Expat-Familie nach China begleiten.

Oder nimm Geschichte: Eigentlich leben auf der schwäbischen Alb mehrheitlich Menschen mit österreichischer Abstammung (oder zumindest ein großer Anteil). Thema: Migrationshintergrund etc. :)

Oder mach eine Doku über Stuttgart - in Arkansas. :)
Folge Adam Bürkle aus Plattenhardt in die Migration. ;)

Auch für all diese Themen gibt es ein Spartenpublikum und aufgrund des Bezugs zum Ländle bekommst du Fördergelder.

Hier findest du z.B. ebenfalls Verknüpfungen in die weite Welt - Indien, Indonesien, ...:
https://www.uni-hohenheim.de/verbundprojekte


Aber ernsthaft:
Es ist am Ende doch so, dass der Produzent ein Projekt so verpacken muss, dass er es an Geldgeber verkaufen kann. Niemand - auch Filmförderanstalten - vergeben blind ihr Geld.

Leider haben deutsche Projekte mittlerweile den schlechten Ruf, dass sie höchstens im deutschsprachigen Raum konkurrenzfähig sind, was die Taschen privater Investoren nicht gerade öffnet.
Somit bleiben nur öffentliche Kassen, wie Filmfördertöpfe und ÖR - oder aber du bist so überzeugt von einem Projekt, dass du es selbst finanzierst.


Nebenbei: Ich mag keine Ehrungsveranstaltungen und würde sie eh meiden. :)



Frank Glencairn
Beiträge: 23224

Re: Eckpunkte einer neuen Filmförderung: mehr Kreativität, weniger Bürokratie?

Beitrag von Frank Glencairn »

Drushba hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 10:51
Sollte man dem Steuerzahler daher nicht eher zumuten, dass Filme gefördert werden, bei denen das verliehene Steuergeld auch wieder zurückfliesst?
Das wäre durchaus wünschenswert und quasi der Idealfall.
Drushba hat geschrieben: Di 21 Feb, 2023 10:51

Schau dir mal die Kataloge der Weltvertriebe an, die Schwäbische Alb ist dort eigentlich stets abwesend und deutsche Filme oder Filme, die in Deutschland spielen, sind dort kaum oder gar nicht vertreten. Liegts am Publikum? Auf jeden Fall sind deutsche Dokumentarfilme zahlreich vorhanden. Wenn wir aber, wie hier, mit wirtschaftlichen Kriterien argumentieren (und nicht in künstlerischen Kategorien, denn es gibt viele feinfühlige deutsche Dokumentarfilme der letzten Jahre, die ich wirklich schätze), dann scheint das mit dem deutschen Film am Markt nicht zu funktionieren. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass wir (wie Du es oben als Vorwurf formulierst) alle lieber Abenteuer erleben, in qualitativ guten Dokfilmen neue Kulturen kennenlernen wollen, besonders wenn wir ins Kino oder aufs Festival gehen? Abgesehen von den Brennpunkten der Welt, die uns beschäftigen und über die wir daher gerne mehr sehen würden: Kannst ja mal in Dich gehen, was Du persönlich zur Unterhaltung lieber sehen würdest, wenn zur Auswahl "Buena Vista Social Club" oder ein rührendes Portrait über den Ehinger Blasverein stünden? Falls Du den Blasverein wählen würdest, wäre das sicherlich vor schwäbischen Steuerzahlern filmpolitisch vertretbar, vielleicht sogar künstlerisch interessant, aber repräsentativ oder gar wirtschaftlich lohnend ist das sicher nicht (ok, jetzt haben wir Iasi auf die Idee gebracht und jede Wette, er gewinnt mit dem Film über den Ehinger Verein, als Erstlingswerk und mit neuer Kamera, rein aus Trotz den nächsten Oscar).

Schwer zu sagen - kommt vielleicht auch auf das Material/Thema an.

Ich habe gerade die Weltrechte einer Doku von mir an einen großen US Vertrieb in LA lizenziert, da war durchaus Interesse an deutschen Themen. Gerade im weltweiten Vertrieb ist ja Deutschland nicht weniger "exotisch". Für einen Iraner ist eine Iran-Doku halt auch nur Schwäbische Alb auf Farsi - das Gras ist deshalb eben überall immer grüner auf der anderen Seite.

Ich denke gut gemachtes und unterhaltsames Material kann man immer verkaufen, und wenn die Schwäbische Alb nicht vertreten ist, dann wir es Zeit daß da mal jemand was gut gemachtes und unterhaltsames produziert. Ehrlich gesagt hätte ich sogar Bock auf sowas.

Was meinen persönlichen Geschmack betrifft ist es überhaupt nicht von der Location abhängig was ich mir ansehe.

Egal ob Kuba oder Alb - Hauptsache ich werde unterhalten und die Qualität stimmt (immer vorausgesetzt, daß mich das Thema überhaupt interessiert).
Sapere aude - de omnibus dubitandum



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