Drushba hat geschrieben: ↑Do 23 Feb, 2023 13:00
iasi hat geschrieben: ↑Mi 22 Feb, 2023 20:52
Was denkst du eigentlich woher das hohe Budget deiner französischen Kollegen stammt?
Da wird vor allem privates Kapital aktiviert und investiert.
Und dann erst nutzt man die Filmförderung als Ergänzung.
Auch wenn das hier langsam abdriftet, aber so einen Quatsch Iasi, den kann man nicht stehen lassen. Frankreich hat das größte Kinofilmförderungsystem der Welt mit über 2 Milliarden Euro Budget für Kino insgesamt, davon 700 Millionen allein über Filmförderungen, de Rest über Senderverpflichtungen etc.
Privates Cash-Kapital bzw. Barmittel sind laut Förderstatut zu 2% notwendig - die selbe Regelung wie hier, sie basiert auf europäischen Vorgaben. Und selbst für diese 2% gibt es - weil es die Franzosen mit der Filmunterstützung ernst meinen - eine staatliche finanzierte Kreditsicherung (IFCIC), mit der Produzenten sich diese 2% und einen weiteren Eigenkapitalanteil von bis zu 20% des Budgets staatlich subventioniert besichern lassen, um diesen sich dann bei der Hausbank abzuholen. Paradies...)
Bitte informier Dich mal richtig, es wird Dein Weltbild geraderücken: Niemand steckt in Frankreich eigenes Geld auf eigenes Risiko in Filme! Mit Deinem FDP-Denken kämest Du dort nicht weit, vermutlich würde man Dich einfach für einen kulturellen Rüpel halten.)
Nichtgeförderte Filme haben es in Frankreich sogar schwerer, weil sie nicht für die Kinoförderung in Frage kommen, d.h. Kinos können dafür keine Abspiel-Förderung beantragen. Selbstproduzierte Filme gelten in Frankreich als "Filmes Sauvages", "wilde Filme", die eben aufgrund des guten Fördersystems ausschliesslich von Amateuren produziert werden.
Filmproduktion ist weltweit Hochrisiko und wer Eigenproduktionen ohne sicheres Verleihmodell (z.B. Netflix oder Hollywoodstudios) einfach so auf den Markt wirft, wird über kurz oder lang den Kürzeren ziehen. Frankreich hat das schon in den 1920ern erkannt und darum eines der ältesten (und am besten funktionierenden) Fördersysteme der Welt entwickelt. Davon sind wir weit entfernt. Aber wir sollten uns die Frage stellen, was wir wollen. Frankreich hat diese Frage schon in den 1920ern beantwortet und Film als "siebte Kunst" definiert und damit per Gesetz zum schützenswerten Kulturgut gemacht. Wir wollen offenbar irgendwas mit "der Markt wirds schon richten". Ok, kann man so sehen. Allerdings gibt der Erfolg in Europa dem französischen Modell Recht. :)
Du kommst mir gerade so vor wie jemand, der denkt, die Luft beim Nachbarn müsst viel besser duften.
Die Franzosen gehen gern in französische Filme, daher liegt deren Marktanteil bei 35%.
Auf dieser Basis funktioniert die Finanzierung der Filmförderung schon einmal viel einfacher.
COSIP und SOFICIA können daher auch den Großteil der Filmförderung abdecken und vom Kultusministerium muss wenig kommen.
Bei Athena (2022) sah es zudem so aus:
Der Film wurde von der französischen Gesellschaft Iconoclast Films direkt für Netflix produziert.
Aufgrund rechtlicher Regelungen.
Rechne mal die Filmförderungen von Bund- und Länder und die Kooproduktionen der ÖR zusammen, dann kommst du auf höhere Beträge, die vom Steuerzahler in die Filmproduktion fließen.
Auch Hollywood wird übrigens subventioniert.
Der Unterschied ist die private Filmfinanzierung, die es in D so gut wie nicht mehr gibt.
Ohne öffentliche Mittel geht doch nichts mehr.
Stell die Finanzierung zusammen, dann bekommst du auch in D eine Förderung.
Dann bekommst du wie in Frankreich auch finanzielle Überbrückungsgelder zur Verfügung gestellt, bis schließlich Verwertungsgelder einfließen.
Wirtschaftsförderung erhält man generell nur, wenn man zeigen kann, dass man eine seriöse Produktion auf die Beine stellen kann, die auch nachvollziehbare Gewinnabsichten
aufweist.
Wenn du nicht bereit bist, ein Risiko einzugehen, wird dir niemand abnehmen, dass du an den Erfolg deines Projekts glaubst.
Übrigens bekommen ausländische Produktion auch keine französische Filmförderung, wenn es sich nicht zumindest um eine Koproduktion handelt.
Mir ist sowieso nicht klar, weshalb du das französische System so hoch lobst. Die Franzosen sehen sich gerne französische Filme im Kino an und einige wenige Filme haben internationales Niveau, aber ansonsten fällt mir gerade kein französischer Film der letzten 2-3 Jahre ein, der international erfolgreich war.