Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Erwartest du, dass ein Bundesland dir deinen Film komplett finanziert?
War jetzt wirklich am Überlegen, darauf zu antworten, weil Dein Posting eine provokative Mischung aus Unterstellung, Falschannahmen und Halbwissen ist.
Wenn´s dem Drushba nicht gefällt kommen also solche Töne. ;)
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
Aber ich versuchs es mal, auch in der Hoffnung Erhellendes zur Diskussion beitragen zu können: Nein ich erwarte überhaupt nicht, dass die Filmförderung meinen Film komplett finanziert, so wie es z.B. in Frankreich üblich ist. Die Hälfte würde mir schon ausreichen. Ich habe keine großen Budgets und den Rest kann ich mir durch Crowdfunding, Weltvertrieb etc. reinholen oder selbst reingeben, weil ich erwarte, den Film verkaufen zu können. Aber ich erwarte von einer
Wirtschaftsförderung durchaus, dass sie keine verkrüppelten Produkte ins Visier nimmt, die kein Publikum sehen will. Erklärtes Ziel der Förderung ist ja gerade, dass Kleinproduzenten gestärkt werden sollen und das geht nunmal am besten über ein Produkt, was der Markt auch haben will. Momentan ist es soweit, dass Filme wie Werner Herzogs "Aguierre- der Zorn Gottes" (um mal eine der wenigen international erfolgreichen deutschen Produktionen zu nennen) mit unserem derzeitigen Fördersystem nicht mehr hergestellt werden könnten. Im Übrigen muss die Förderung im Erfolgsfall zurückgezahlt werden. Wichtig zu wissen: Filmförderung ist nur ein Darlehen.
"Aguierre- der Zorn Gottes" hatte Herzog aus eigener Tasche finanziert.
Nichts war´s mit Filmförderung oder Crowdfunding.
Interessant ist die Erwartungshaltung, dass andere das Budget aufbringen sollen.
Ein Bernd Eichinger musste den Warner-Chef in den USA beknien, um seine "Unendliche Geschichte" fertig drehen zu können und nicht pleite zu gehen.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Warum sollte ein Bundesland Geld für einen Film geben, wenn dessen Produktionen keinerlei Verbindung zu diesem Bundesland hat?
Als Baden Württemberger würde ich dann fragen: Warum gebt ihr Drushba meine Steuergelder?
Siehe oben, sie sollen Filme fördern, die Menschen auch sehen wollen, die sich deshalb am Markt refinanzieren können. Die Filmförderung muss im Erfolgsfall ohnehin zurückgezahlt werden. Dann betrügt doch nicht die Steuerzahler mit Fördermodellen, bei denen hinterher das Geld weg ist, weil niemand die Produkte sehen will!)
Wenn das so ein sicherer Erfolg wird, braucht es doch keine Filmförderung. Hypothek aufs Haus und schon kann´s losgehen.
Da musst du dich natürlich fragen, ob du bereit bist, deinen ganzen Besitz zu riskieren.
Das Problem ist aber eben nun einmal, dass du nur Investoren findest, wenn die Produktion ein vernünftiges Budget hat, was du mit Filmförderungsmittel eher erreichen kannst. In einen 100.000€-Film investiert niemand, während eine 2.000.000€-Produktion schon eher wie eine seriöse Investition wirkt.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
Viele deutsche Produzenten haben sich in dieser Nische eingerichtet, produzieren Provinzielles, was das Publikum nicht sehen will, haben deshalb auch keine Einkünfte aus dem Verleih und müssen darum die Förderungen auch nie zurückbezahlen. Das geht durchaus und es gibt derzeit leider keine echte Alternative dazu. Die französische Filmförderung kennt solche inhaltlichen Schranken/Beschränkungen nicht. Französische (Klein-)Produzenten können auf den Filmmärkten eben auf Stoffe bieten, wo ich als Inhaber eines deutschen Passes und mit Wohnsitz Stuttgart (oder Leipzig, Berlin, München, Köln etc) sitzen bleiben muss. Immer die selbe Leier auf den Filmmärkten: Internationale Regisseure pitchen ihre klugen und teilweise hochmarktfähigen Stoffe vor Fachpublikum, also Produzenten. Ich schaue mir das gespannt an, aber bin für diese Filmer nur so lange interessant, bis ich sage, woher ich komme, denn jeder kennt die Tücken des deutschen Fördersystems - wohingegen sich um die französischen Produzenten Trauben bilden, weil diese international produzieren können. Ich kann eigentlich nur solange sitzenbleiben und warten, bis der Knaller von der schwäbischen Alb vorgestellt wird. Und selbst den würden mir Franzosen wegschnappen können, weil sie im Gegensatz zu mir auch noch niederschwellig die höheren Budgets zusammenbekommen.))
Ja. Und das Problem ist das Budget. Für einen Erfolg im deutschsprachigen Raum reicht´s, aber für einen international wettbewerbsfähigen Film ist es zu wenig, was du in Deutschland zusammenbekommen kannst.
Deutschland ist ausgetrocknet. Die Filmförderung sprenkelt noch ein wenig und hält kümmerliche Pflanzen am Leben.
Ein George Miller bekommt für seine australische Produktion mal eben 60 Mio.Dollar zusammen, auch wenn es ein recht persönliches und eher sperrig zu vermarktendes Projekt ist:
Three Thousand Years of Longing
(Er soll schließlich den nächsten Mad Max drehen.)
Welche deutsche 60 Mio.Dollar-Produktion kennst du?
Für
(T)Raumschiff Surprise kamen 9 Mio.€ Budget zusammen, nachdem
Der Schuh des Manitu ein Erfolg an deutschen Kinokassen war.
Die Drehtage, die zur Verfügung stehen, erlauben in D. meist nur ein schnelles Herunterkurbeln.
Dies im Hinterkopf, gibt dir natürlich niemand einen vielversprechenden Stoff.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Die selbe Frage: Warum sollten deutsche Steuerzahler deinen Film dann überhaupt finanzieren?
Siehe oben. Oder Deine Frage anders gestellt: Warum soll Karl May seine Geschichten in Nordamerika, Kudistan etc spielen lassen? Er könnte sich doch auch auf die schwäbische Alb beschränken.)) Kann "der Schwarm" nicht auch am Bodensee spielen? Die Länderförderung würde sowas wohl wirklich fragen.)) Im Zweifel das Publikum befragen, was es möchte. "Productionvalue" ist eben meist nicht die deutsche Provinz, sondern Neues, was wir als Publikum entdecken möchten. ;-)
Warum sollte Baden Württemberg einen Film fördern, die in einem anderen Land ohne jegliche Beteiligung der BW-Filmschaffenden gedreht wird?
Einen Gegenwert für die riskierten Steuergelder muss das Land nun einmal fordern.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Filmförderung verfolgt nicht den Zweck jemandem seinen Wunsch einen Film zu drehen, zu erfüllen.
Achso. Was verfolgt sie dann? Pflichtfilme? Aber Du hast Recht: Wer den Wunsch hat, einen professionellen Film fürs Publikum zu drehen, kann dies meist erstmal knicken. Es sei denn er findet was für die engen Grenzen der Filmförderung. Scheint nur nicht auf breiter Basis zu klappen, sonst wäre der deutsche Film Weltspitze.))
Die Filmförderung verfolgt das Ziel, dass das eigene Land im Film dargestellt wird, dass die eigene Filmindustrie gefördert wird, dass ...
Niemand kann Steuergelder verteilen ohne dafür auch Begründungen liefern zu können.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Wenn du keinen Hobbyfilm drehen willst, musst du auch bereit sein finanzielle Risiken einzugehen.
Erzähl das mal unseren durchweg erfolgreichen Konkurrenten, z.B. den Franzosen oder Italienen. Dort gibt es soviele kombinationsfähige Förderungen (und entmachtete Sender), dass ein Produzent im Zweifel nur das Drehbuch als Einlage benötigt und Handlungskosten als Eigenkapital einbringen kann (die er zuvor selbst in die Kalkulation geschrieben hat) und damit im Verhältnis zu uns irrsinnige Budgets zusammenstückeln kann. Es ist eine andere Herangehensweise, auch ein anderes kulturelles Verständnis von Film. Auch hier würde ich Deine Aussage als Frage stellen: Welches europäische Filmfördersystem wäre geeignet, wenn Du Film
nur als Hobby, aber nicht fürs Publikum oder gar den internationalen Markt drehen willst? Eine Antwort findest Du mit Sicherheit bei den Länderförderern in Stuttgart, München, Berlin, Köln. ;-)
Du siehst: Schon im zweiten Satz fängst du wieder mit Filmförderung an.
Auch Hollywood lässt sich natürlich durch Förderung oder Seuervergünstigungen ködern, aber grundsätzlich wird das Budget von den Produktionsfirmen aufgebracht.
In Deutschland basiert die Finanzierung eines Filmes hingegen auf Fördertöpfen.
Filme für einen internationalen Markt musst du so finanzieren, dass Filmförderung nur eine willkommene Ergänzung darstellt.
Nur findest du keine Investoren mehr, da deutschen Produktionen der Ruf anhaftet, dass sie provinziell und unterfinanziert sind. Keiner setzt auf einen lahmen Gaul.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Die Stammeinlage einer GmbH kann übrigens investiert werden. Sie darf nur nicht von den Gesellschaftern entnommen werden, was etwas anderes ist.
Nein! Das wäre Betrug und im obigen Falle strafbar, weil die FFA diese Summe als Sicherheit vorschreibt und sie dann nicht vorhanden wäre. Die Stammeinlage ist die Garantiesumme, mit der gehaftet werden muss und ein Geschäftspartner muss sich darauf verlassen können, so ist die Gesetzeslage. Ist sie anderweitig genutzt, kann damit nicht mehr gehaftet werden. Zudem: Kommt eine GmbH unter Null, ist sie per Gesetz verpflichtet Insolvenz anzumelden. Das passiert sehr schnell, wenn das Stammkapital entnommen wird, das wissen nur nicht viele aus dem Kunstbereich und hier kursieren Märchen. Fakt ist: Bei sowas gibts dann fast immer Knast, da kennt der Gesetzgeber keinen Spass. Ok, wäre für viele sicher eine Erfahrung, die ins nächste Drehbuch einfliessen kann und damit indirekt den deutschen Film stärken kann.))
Eine GmbH muss das Geld nicht auf dem Sparbuch belassen.
Natürlich kann sie damit Investitionen vornehmen. Diese werden verbucht.
Nutzt du das Kapital für die Produktion des Films, dann stellt
das gedrehte Material das Betriebsvermögen der GmbH dar.
Einlagen können sogar in Form von Arbeitsleistungen eingebracht werden.
Insolvenz muss sie auch nur anmelden, wenn sie Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.
Wenn eine Bank Kredite gibt, kann die GmbH auch auf Null kommen ohne dass sie Insolvenz anmelden muss.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Das Problem ist doch gerade, dass sich einige Produktionsfirmen darauf spezialisiert haben, alle Töpfe abzugreifen, um letztlich kaum mehr Eigenkapital einbringen zu müssen.
Ja, siehe Frankreich. Diese Produktionen sind (im Unterschied zu unseren) darum häufig ganz erfolgreich.))
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Die Förderhöhen begrenzen dann das Gesamtbudget der Produktionen.
Es werden also viele Filme gedreht, die international aufgrund des niedrigen Budgets nicht konkurrenzfähig sind.
Billige Massenware also - ganz ähnlich, wie die Hollywood-Produktionen mir dem silly-german-money, als es das Steuerabschreibungsprogramm gab.
Ja, das ist mein Argument. Deutsche Filme sind fast immer unterfinanziert und per Förderrichtlinien geistig inhaltsbehindert. Manchmal wirds was, meistens aber nicht. IMHO Geldverschwendung.
Das sehe ich auch so.
Daher wäre es eigentlich notwendig neue Finanzierungswege zu finden.
Ich bin bisher nur auf die Idee der vielen Schultern gekommen:
Crew und Darsteller (also der gesamte Abspann) beteiligen sich als Gesellschafter mit Einlagen in Form ihrer Gagen, ihrer Geräte (Miete) und auch mit Geld.
Wenn du allein die Gagen zusammen nimmst, kommst du auf ein sehr hohes Budget.
Dann gilt aber: Keine halben Sachen. Und jeder muss es als eine echte Investition betrachten, die am Ende auch Einnahmen bringen sollen.
Ich sehe sonst niemanden, der Millionen in eine deutsche Filmproduktion investieren würde.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
Drushba hat geschrieben: ↑So 19 Feb, 2023 23:31
4. Keine Auswertungsfenster vorschreiben. Was soll das denn bitte? Klar, historisch war es so, dass beteiligte Sender den Film gleich senden wollten und der Verleih dann keine Zeit hatte, den Film vorher im Kino auszuwerten. Daher schuf man das "Verleihfenster", gegen den Willen der Sender, wonach der Film erst ins Kino kommen musste, bevor er im Fernsehen versendet werden durfte. Machte Sinn. Als Kinos noch Sinn machten...
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Wenn du einen Film fürs Fernsehen oder Streaming drehen willst, kannst du die Finanzierung über die Sender/Streaming-Dienste versuchen.
Danke, das will ich nicht. Ich will keinen TV-Müll produzieren, den ich selber nicht anschauen möchte und das ist übrigens auch nicht das Ziel der Filmförderung. Stattdessen möchte ich lieber wie unsere Nachbarn in Frankreich, Italien oder Skandinavien inhaltlich selbstbestimmte Dokumentarfilme drehen, die ihren Markt auf Filmfestivals haben (kann lukrativ sein, wenn der Film tourt) und hinterher an Weltvertriebe verkauft werden, die diese ins Fernsehen bringen und anderweitig verkaufen. Das ist ein funktionierender Markt, wenn der Inhalt stimmt. Und ein Londoner Weltvertrieb fragt nicht als erstes: "Hast Du wieder einen Film von der schwäbischen Alb für uns"? Die finden eben eine authentische und aktuelle Story aus Argentinien, dem Iran oder aus der Mongolei besser für ihre weltweite Sparte, denn sowas wollen genügend Leute sehen, wenn der Film gut ist. Übrigens ist es erklärtes Ziel unserer Fördersysteme, das dt. Produzenten erfolgreich für den internationalen Markt produzieren sollen. Dem stehen dann aber die provinziellen Förderrichtlinien entgegen, die erfolgreiche Stoffe verhindern helfen.))
Warum soll es denn keine Story geben, die in der schwäbischen Alb ihren Ursprung hat?
Nimm nur die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie und folge deren Weg vom Flüchtlingsheim zum Ausgangsort ihrer Flucht.
Begleite eine junge Lehrerin von der schwäbischen Alb zu ihrem Einsatzort aus Auslandsdienstlehrkraft in Argentinien oder der Mongolei.
Es gibt unzählige Anknüpfpunkte im Ländle, die dann in die weite Welt führen.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Bei Filmförderung geht es eben auch um die Kinoförderung.
Der Erhalt der kompletten Verwertungskette ist sinnvoll.
Kino ist tot. Ich selbst betrete solche Kästen aus mehreren Gründen nur noch ungern (hoher Preis, immer häufiger geschwätziges Publikum) und sehe, dass es vielen so geht. Tiefstes 20. Jahrhundert. Der Kinozwang verträgt sich auch nicht mit Formaten, die kürzer oder länger als Kinofilme sind. Ein weiterer künstlicher Beschnitt, der in Zeiten von Streaming ein Markthindernis ist.
Kino ist aber ein wichtiger Teil der Verwertungskette.
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Und du musst dir auch die Frage stellen, wofür du einen Dokufilm drehen willst, wenn du sowieso davon ausgehst, dass nur wenige Menschen den Film sehen.
Oder mal anderes gefragt:
Warum soll die Allgemeinheit für einige wenige einen Film finanzieren?
Beispiel: Wenn ich einen Film für 150K drehe und dieser dann weltweit 500K Boxoffice/Revenues erzielt, ist das eine für alle lohnende Nische. In diesem Beispiel kämen nach Abzug der Kosten (und Rückzahlung der Förderung) dann ca. 30-50K bei mir zum Leben an. Geht und ist realistisch machbar, wenn der Stoff stimmt.
Das Problem ist bei deiner Rechnung dieses "wenn". Du musst die 150k erstmal aufbringen. Und vor allem steht dieses "wenn" vor den 500k.
Wenn du dir so sicher bist, dass du die 500k erzielen kannst, ist es doch auch möglich, diese 150k aus eigener Tasche zu finanzieren (Hypothek aufs Häuschen.)
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
Wenn Du die Allgemeinheit als Maßstab für Kulturförderung betrachten würdest, gäbe es keine klassischen Konzerte und auch kein Theater mehr. Wenn Du diesen Grundsatz auf die Wirtschaftsförderung allgemein ausdehnst, was würde dann gefördert werden? Ist ein innovatives Hydrauliksystem für Tunnelbohrmaschinen für die Allgemeinheit der deutschen Kegelclubs interessant? Was ist die Allgemeinheit? Es gibt Innovation fast nur in der Nische, darum wird diese gefördert.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Gerade bei einem Dokufilm sollte doch der Anspruch und das Ziel sein, möglichst viele Menschen zu erreichen. Wer davon ausgeht, dass er dies eh nicht erreichen kann, will wohl die Doku nur für sich drehen.
Nö, sehe ich nicht so. Ein guter Dokfilm (nicht: TV-Doku "So waren die Römer") ist trotz seiner Qualität immer Nische, aber kann dort sehr erfolgreich sein. Er sollte keinen Verlust machen, sich rechnen und das ist bereits eine hohe Kunst, weil er eine Mindestmenge an Publikum erfordert. Aber dieses Publikum gibt es und es hat einen Anspruch, der leider auch schnell verfehlt werden kann. Spartenpublikum ist Sparte und nur in dieser Sparte kann mit gutem Dokfilm Geld verdient werden. Wer alle bedienen will, erleidet meist Schiffbruch. Wie gesagt, Dein Ansatz auf Musik übertragen würde Jazz verbannen und nur noch Volksmusik rechtfertigen. Oder nach Förderlogik: Immer einen ordentlichen Schuss schwäbische Volksmusik dem Jazz beimischen, weil in der Phantasie der Förderer so ein größeres Publikum erreicht wird. ;-)
Diesem Ansatz kann ich nicht folgen.
Entweder, ich mache einen Film der gesehen werden soll und auch etwas zu sagen, dann will ich auch, dass möglichst viele ihn sehen, oder mir geht es nur darum einen Film zu machen und das Ergebnis ist nur zweitrangig.
Warum sich nicht bemühen, dass die "Sparte" die der Film erreicht, möglichst breit ist?
Wenn Jazz kein Publikum mehr findet, braucht es auch keinen Jazz mehr.
Jazz hat ein Publikum, ganz so wie die Volksmusik.
Es ist doch eine schlechte Ausrede, wenn ein Jazz-Musiker, der nur vor wenig Publikum spielt, der Volksmusik die Schuld gibt. Denn er ist doch schlicht nur kein guter Jazz-Musiker.
Das kannst du auf Filme übertragen.
Francois Truffaut sagte: "Ich mache normale Filme für normale Leute."
Drushba hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 13:15
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Das Privatvergnügen der Filmproduktion soll mit Steuergeldern finanziert werden.
"Professionell" ist es eben nicht, wenn man ein "Budget" ausgibt, sondern wenn man Geld mit dem Ziel investiert, einen Film zu drehen, der ein möglichst großes Publikum erreicht - und dann eben auch die Investitionen wieder einspielt.
Blablub. Siehe oben.)
iasi hat geschrieben: ↑Mo 20 Feb, 2023 08:25
Diese Rechte gehen in den Buchwert der Firmen ein.
Und kreditwürdiger ist dann eben die Firma mit den "E.T."-Rechten, wenn es um die Finanzierung der Produktion eines neuen Filmes geht.
Woher nimmst Du eigentlich immer dieses unsinnige Halbwissen her? Filmrechte haben eben gerade
keinen Buchwert und dies ist auf Wunsch der Produzenten seit den 70ern so festgelegt. Eingeführt von der FDP, damit Produktionen sofort abschreibefähig sind - darauf basierten u.a. die deutschen Filmfonds der Nullerjahre, womit Zahnärzte Einlagegeld abschreiben konnten, weil es in Film investiert wurde. Buchwert von Filmrechten = Null, in der Bilanz nicht aktivierbar, Verlustabschreibung.))
Dass das nicht gar so einfach ist, kannst du dem hier entnehmen:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... 36Uow8JMIw
Diese Abschreibungsinstrumente darf man auch nicht mit dem Filmstock eines Studios vermischen.
Was meinst du eigentlich, wofür Amazon vor kurzem Milliarden bezahlt hat, als es MGM kaufte.