Ihr habt eine Reihe von spektakulären Special Effects im Film …

Da hat Jan Ruppert einen unglaublichen Job gemacht. Die gesamten VFX stammen tatsächlich von einer Person und wurden komplett in Blender umgesetzt. Wer sich ein bisschen mit der Materie auskennt, der kann sich in etwa vorstellen wie „erfreut“ Jan war, dass wir alles auf 40 Jahre alten russischen Anamorphoten gedreht haben.


A Father"s Job von Frank Christian Wagner
A Father´s Job von Frank Christian Wagner

Für die Post definitiv ein Alptraum, aber er hat sich da wirklich selbst übertroffen, sich wochenlang hingesetzt, bis er mit dem Ergebnis zumindest halbwegs seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden konnte.



Wie habt ihr die Postproduktion organisiert? Welche Tools kamen zum Einsatz?



Zu Beginn habe ich erstmal einen Precut erstellt, weil das der einfachste Weg war, meine Intention zu verdeutlichen. Ich war mit unserer Cutterin Carmen A. Schaffner quasi permanent im Austausch und wir haben uns da irgendwie gegenseitig hochgepusht. Das war extrem anstrengend für beide Seiten, hat aber auch viel Spaß gemacht. Geschnitten wurde auf AVID. Letzte Anpassungen im Editing haben wir dann in DaVinci gemacht.



Ich habe mich dann von unserem Composer Robin Hoffmann überzeugen lassen, auf eine echtes Orchester zu setzen, das wir im August 2020 in Prag aufgenommen haben und dafür bin ich ihm extrem dankbar. Man muss das gedanklich zulassen. Für mich war ein Orchester nicht finanzierbar, aber ich hatte mich damit auch nie wirklich beschäftigt. Robin hat mich eines besseren belehrt.



Die Tonmischung wurde dann in Berlin bei den Viktoria Studios in Person von Nico Berthold in Pro Tools umgesetzt, der uns eine geniale 5.1 Tonmischung gezaubert hat. Für das Grading (DaVinci Resolve) haben wir uns ebenfalls für die große Lösung entschieden und konnten Lutz Forster für unser Projekt gewinnen.



Ihr habt bereits eine ganze Reihe von Preisen einsammeln können?



Das läuft in der Tat sehr vernünftig bis jetzt und ist eine spannende Erfahrung, da ich da für mich auch erstmalig komplettes Neuland betreten habe. Filmfreeway ist hier eine wirklich tolle Möglichkeit die Festivaleinreichungen effizient und übersichtlich selbst in die Hand zu nehmen.


A Father"s Job von Frank Christian Wagner
A Father´s Job von Frank Christian Wagner

Bis jetzt haben wir 27 IMDb Awards gewonnen, was ein wirklich toller Start ist. Am meisten freue ich mich, dass wir kürzlich für ein oscarqualifizierendes Festival in die „Official Selection“ mit aufgenommen wurden. Dementsprechend gespannt sind wir natürlich, wie es jetzt weiter geht.



In Deutschland habe ich die Hoffnung inzwischen weitestgehend aufgegeben. Beim deutschen Kamerapreis haben wir noch nicht mal eine Absage für unsere Bewerbung erhalten. Das ist schon extrem schäbig, aber im Nachhinein ehrlich gesagt auch nicht sonderlich überraschend.



Wie geht es weiter?



Verdammt gute Frage. Im Idealfall wird „A Father´s Job“ der langersehnte Türöffner und befördert uns in den Wahrnehmungsbereich für künftige narrative Produktionen. Ich schreibe an zwei Feature Drehbüchern, unter anderem an einer Langspielversion von „A Father´s Job“, die aber bewusst andere Schwerpunkte setzt, weil ich hier zumindest auf dem Papier erstmal alle Freiheiten und den nötigen Zeitrahmen habe.




Beide Bücher entstehen komplett auf englisch, denn wie oben bereits erwähnt: Wenn du in Deutschland nicht von einer Filmhochschule kommst, dann hast du quasi kaum eine Chance. Das Fördersystem hier ist purer Inzest. Wenn ich für eine Feature-Drehbuchförderung zwei verwertete Feature-Drehbücher nachweisen muss, dann stimmt etwas nicht. Das gleiche gilt auch für die eigentliche Filmförderung.



Man muss sich fragen: Wer ist denn eigentlich förderbedürftig? In der Regel die Newcomer, die nicht zum Establishment gehören. Genau da (zum Establishment) fließt aber das ganze Geld hin. Für mich kann das nur bedeuten: Dann eben nicht Deutschland.



Welche Erfahrung würdest du angehenden Filmemachern gerne mit auf den Weg geben?



Saugt alles an Information auf was ihr bekommen könnt. Insbesondere zum Thema Licht, denn selbst ein gut beleuchtetes Handyvideo sieht besser aus, als schlecht beleuchtetes Footage aus einer Alexa oder RED. Findet heraus, worin eure Stärken liegen und seid dabei vor allem ehrlich zu euch selbst und holt euch Feedback von anderen. Das was ihr unbedingt machen wollt, muss nicht zwangsläufig eure tatsächlichen Stärken widerspiegeln. Deshalb holt euch gute Leute für das, was euch nicht liegt und fokussiert euch auf eure wahren Stärken.



Alles selber machen zu wollen ist definitiv kein guter Ratgeber. Habt ihr ein konkretes Vorhaben, dann ist die Vorbereitung und Planung alles. Am Set arbeitet ihr nur noch ab. Mir hat es zudem geholfen, mir selbst ein wenig Flexibilität beim Dreh zuzugestehen. Wenn ihr beispielsweise Facetten an euren Darstellern erkennt, die vorher so für euch nicht offensichtlich waren, dann fragt euch, ob ihr die gezielt in eure Story einbauen könnt. Das ist allemal besser, als etwas erzwingen zu wollen, was der Darsteller aus welchen Gründen auch immer, gerade nicht vernünftig transportieren kann.



Wenn ihr die Möglichkeit habt, euer Hauptset zu bauen, dann baut es. Baut es unbedingt. Das war der Tipp von meinem DOP Jens Schaffner und ich würde behaupten, dass war der mit Abstand wichtigste Faktor im Vorfeld für das ganze Projekt. Eine zentrale Location auf die ihr über einen längeren Zeitraum permanent Zugriff habt. Gerade, wenn ihr am Anfang steht. Ohne diese Entscheidung würde es den Film in der heutigen Qualität unter Garantie nicht geben.



Sonst bleibt mir nur noch der Tipp auf eure Intuition, die ich den „Gänsehaut-Indikator“ nenne, zu vertrauen. Bekomme ich bei einem neuen Gedanken eine Gänsehaut, dann weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.




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