Canon RAW vs ProRes RAW in der Postpro

Der - zumindest auf dem Datenblatt - gewichtigste Unterschied zwischen dem internen Canon RAW und externem ProRES Raw dürfte in der Bittiefe liegen. Internes Canon RAW in 8K 25p weist Canon mit 12 Bit aus, während externes 8K 25p ProRes RAW von Atomos mit 10 Bit spezifiziert wird. Zeichnet man hingegen mit Sensor-Crop 5K ProRes RAW extern auf, weist Atomos 12 Bit aus (eine interne 5 oder 4K RAW Aufzeichnung existiert bei der Canon EOS R5 aktuell nicht).


EOS R5 und Ninja V+: Canon vs ProRes RAW in der Praxis: Belichtung, Hauttöne, Postpro : R5Specs

Wir haben versucht, bei unserem Praxistest mit extrem unter- und überbelichtetem Material hier Unterschiede zwischen den 10- und 12 Bit RAW-Formaten herauszukitzeln, konnten jedoch bei diesem Außendreh keinen sichtbaren Unterschied provozieren. Theoretisch wären bei extremen Farbkorrekturen Unterschiede zwischen 10- und 12 Bit denkbar - doch dafür braucht es vermutlich eher Labor-Testsetups.



Kleine Unterschiede gibt es hingegen bei der Art und Weise, wie FCPX mit den beiden RAW-Varianten umgeht sowie bei der Abspielperformance zwischen 5K ProRes RAW und 4K H.265 All-I:


Canon RAW in Final Cut Pro X 10.5.4
Canon RAW in Final Cut Pro X 10.5.4



Beim Import des Canon RAW Materials findet die RAW zu LOG Konvertierung automatisch in FCPX statt – zumindest lässt sich hier keine RAW-LOG Transformation auswählen. Auch die passende LUT - in diesem Fall die „Canon Log2/Cinema Gamut“ LUT – wird automatisch von FCPX ausgewählt und aktiviert.


 ProRes RAW in Final Cut Pro X 10.5.4
ProRes RAW in Final Cut Pro X 10.5.4

Bei Import des ProRes RAW Materials in FCPX werden ebenfalls alle Canon Log 2 Parameter inkl. LUT automatisch gesetzt. Allerdings ist hier die RAW-zu-Log-Konvertierung auch deaktivierbar. Wer also nicht mit einem standardisiertem LOG-Profil arbeiten möchte, kann dies beim ProRes RAW Material auch deaktivieren.



Hinzu kommt, dass man beim ProRes RAW Material die Farbtemperatur, die ISOs und den Belichtungsversatz auf Metadatenebene in FCPX verändern kann - also ähnlich der Funktionsweise des RAW-Entwicklungsmoduls in DaVinci Resolve (wobei in Resolve nur das Canon RAW entsprechend bearbeitet werden kann).


RAW Parameter von ProRes RAW in Metadaten editierbar
RAW Parameter von ProRes RAW in Metadaten editierbar

Damit stehen für ProRes RAW in Final Cut Pro X mehr echte RAW-Bearbeitungsfunktionen zur Verfügung als für Canon RAW – (dafür werden bei Canon RAW mehr Metadaten-Infos in FCPX wie Shutter-Angle, F-Number, Focal Length etc. unterstützt).



Auch bei den Noiseleveln unterscheiden sich ProRes RAW HQ und Canon RAW kaum voneinander. Typisch für RAW findet sich bei beiden Varianten Chroma-Noise, wobei bei gleicher Belichtung bei einer Schwarzbelichtung mit geschlossenem Objektivdeckel Canon RAW mit geringfügig niedrigerem Luma etwas moderater beim Noiselevel erscheint.



Die Abspielperformance ist für beide 8K RAW Varianten in FCPX in etwa die gleiche. In Echtzeit konnten wir sowohl das 8K Canon RAW als auch das 8K ProRres RAW mit 25 Bilder pro Sekunde im Modus „Höhere Leistung“ in FCPX abspielen, was einer reduzierten Auflösung (halbierte Originalauflösung) entspricht.



Größere Unterschiede bei der Abspielperformance zeigen sich dann erst, wenn wir das 50p-Material von der internen und der externen Aufnahme vergleichen. Da die Canon EOS R5 keine 50p RAW-Aufzeichnung bietet, haben wir hier auf 4K 10-Bit All-I H.265 mit 50p zurückgegriffen und dieses mit 5K ProRes RAW HQ verglichen:


5K ProRes RAW 50p, Canon Log2, 12 Bit, ISO 800, F2.8, LUT + quick cc
5K ProRes RAW 50p, Canon Log2, 12 Bit, ISO 800, F2.8, LUT + quick cc

Bei der Abspielperformance zeigt sich das 5K 12 Bit ProRes RAW HQ Material (5088x2680) performanter als das 4K 10 Bit H.265 All-I Material. In voller Auflösung kamen wir nahe Echtzeitwiedergabe bei 5K ProRes RAW 50p – bei reduzierter Auflösung hatten wir stabile Echtzeitperformance. Das H.265 Material kam sowohl bei voller als auch bei reduzierter Auflösung nicht an Echtzeit heran. Vor allem für ältere Systeme, die nicht über aktuelle H.265 Unterstützung verfügen, gesellt sich mit externem 5K ProRes RAW 50p hier eine performantere Alternative hinzu.





Vergleich man die Bildqualität der beiden 50p Varianten, finden sich die typischen „Marker“ des jeweiligen Codecs: ProRes RAW HQ erscheint uns minimal höher aufzulösen bei gleichzeitig höherem Noiselevel und das H.265 ALL-I Material bietet minimal geringfügigere Auflösung bei weniger Chroma-Noise.



Größer und für das Speichermanagement wohl auch entscheidender sind dann die Datenraten. Eine Minute Canon H.265 All-I 4K 50p Crop belegt 7,13 GB auf der Speicherkarte – während die 5K ProRes RAW HQ Variante bei 19,1 GB landet.



Ergänzend hierzu noch weitere Datenraten-Infos jeweils auf 1 Minute Videomaterial bezogen (von uns gemessen):



8K 25p ProRes RAW HQ = 22,3 GB


8K 25p Canon RAW = 19,5 GB


8K 25p ProRes RAW (Standard) = 15,8 GB


8K 25p Canon RAW Light = 12,8 GB



Insgesamt liegt beim RAW-Datenratenvergleich Canon RAW sowohl in der Standard als auch in der Light Variante mit etwas geringeren Datenraten vor ProRes RAW. Berücksichtigt man jedoch die Euro-pro-GB-Preisdifferenz zwischen Cfexpress und SATA-SSDs kehrt sich das Verhältnis zu Gunsten von ProRes RAW um, das auf Speicher zurückgreifen kann, der rund 10x günstiger ist, als bei Canon RAW.



Und hier auch die möglichen ProRes RAW Optionen der EOS R5 / Ninja V+ Kombo:


§ProResRAWSpecs.jpg§

Nettes Detail am Rande: Während der externen 8K ProRes RAW Aufzeichnung lässt sich auch parallel intern mit der Canon EOS R5 4K Cine 10 Bit IPB oder IPB Light in 24/25p inkl. Canon Log3 aufzeichnen. Hier dann allerdings nur auf die SD-Karte und nicht auf Cfexpress. Wer also zusätzlich zur externe 8K Aufzeichnung noch ein internes 4K Backup/Proxy benötigt, kann dies entsprechend aufzeichnen. (Allerdings gilt es hier dann wieder Hitzelimits im Gegensatz zur ProRes RAW only Aufzeichnung zu beachten).




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