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Infoseite // Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview



Newsmeldung von slashCAM:



Seit wenigen Tagen ist der zweite Teil von Denis Villeneuves Dune-Verfilmung im Kino zu sehen, mit atemberaubenden Bildern - DoP Greig Fraser, der für seine Arbeit am ers...



Hier geht es zur Newsmeldung auf den slashCAM Magazin-Seiten:
Wie Dune Teil 2 entstand - DoP Greig Fraser und Hans Zimmer im Interview


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Antwort von Brahmavata Smithee:

Infrarot könnte auch der Grund sein, warum ältere Optiken verwendet wurden, die alten Objektive sind über einen größeren Lichtspektrumsbereich gerechnet, auch gut zu erkennen am IR Marker den viele alte Objektive haben.
Ich nutze meine Canon FDs an einer S5, bei weöcher der UV und IR Filter entfernt wurde, hier aber im Spektrum von 630nm, bei Dune sind es Spektern über 700nm: https://www.youtube.com/watch?v=A64IRljvEaY

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Antwort von iasi:

Hässlicher Look und öde Inszenierung https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000070928.html

Ganz so harsch würde ich es jetzt nicht sehen, aber wirklich meisterlich makellos ist Dune 2 nun auch nicht anzusehen.

Die Musik von Zimmer fand ich schon im ersten Teil eher nervig-aufdringlich.

https://youtu.be/_j5GgGdSwjE?t=28

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Antwort von Darth Schneider:

@iasi
Also was die Musik betrifft geb ich dir voll recht. Aufdringlicher wäre es nur noch gewesen wenn sie im Film singend ständig im Bild gewesen wäre..:))
Gruss Boris

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Antwort von iasi:

Was mich bei der Optik gestört hat, waren mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.

- Handkameragewackel, das eher unbeholfen eingesetzt wirkt.

- Massenszenen, die weniger überzeugend aussehen, als bei "Herr der Ringe".

- Wie schon im 1.Teil undurchsichtige Sandstürme, die wie eine billige Abdecklösung wirken.

- Leere Räume, bei denen man sich ständig fragt: Und wo und wie leben denn nun die Bewohner? Alles hat die Wirkung von Empfangshallen. Bei den Fremen dann eben von Bahnhofshallen. Worldbuilding ist anders.

Große Bilder liefert der Film - wie schon bei Blade Runner 2 - aber ein Meisterwerk ist auch Dune 2 nicht.

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Antwort von Axel:

iasi hat geschrieben:
Was mich bei der Optik gestört hat … mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.
Die fett gesetzten Wörter sehe ich als echten Fortschritt. So kann man doch reden. Ich sehe es anders als du. Es ist ein völlig anderer Stil als der von Freddie Young. Der Blick wird gelenkt, genau, aber in einer insgesamt un-prägnanten bzw. anti-prägnanten Bildkomposition. Den Begriff habe ich schon öfter erwähnt. Er stammt aus Pierre Kandorfers Lehrbuch der Filmgestaltung, einer von mir geliebt-gehassten Pflichtlektüre. Er hätte Frasers Stil unprofessionell gefunden, ich finde ihn unglaublich schön - und ziemlich trippy. Außerdem vermeidet er immer die großkotzige oder großartige (je nach Geschmack) Geste des Zeigens, die in Lawrence vorherrscht (aber in 2001 auch oft, da bin ich nicht parteiisch). Ich bemerke das oft bei mir selbst, und es ärgert mich. Die Kamera in Dune macht mich neidisch.

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Antwort von iasi:

Axel hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Was mich bei der Optik gestört hat … mehrere Punkte:

- Mir hat gerade bei den Wüstenaufnahmen die Schärfentiefe gefehlt. "Episch" ist ein Bild, wenn das Auge wandern kann. Schärfenverlagerungen empfinde ich hier dann als Gängelung.
Die fett gesetzten Wörter sehe ich als echten Fortschritt. So kann man doch reden. Ich sehe es anders als du. Es ist ein völlig anderer Stil als der von Freddie Young. Der Blick wird gelenkt, genau, aber in einer insgesamt un-prägnanten bzw. anti-prägnanten Bildkomposition. Den Begriff habe ich schon öfter erwähnt. Er stammt aus Pierre Kandorfers Lehrbuch der Filmgestaltung, einer von mir geliebt-gehassten Pflichtlektüre. Er hätte Frasers Stil unprofessionell gefunden, ich finde ihn unglaublich schön - und ziemlich trippy. Außerdem vermeidet er immer die großkotzige oder großartige (je nach Geschmack) Geste des Zeigens, die in Lawrence vorherrscht (aber in 2001 auch oft, da bin ich nicht parteiisch). Ich bemerke das oft bei mir selbst, und es ärgert mich. Die Kamera in Dune macht mich neidisch.
Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?

Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Lean und Kurosawa hatten dies weniger aufdringlich gelöst.
Paul blickt ja auch schon in die Richtung der Wurmsignale, was eigentlich schon genügt, um den Blick des Zuschauers zu lenken. Stattdessen macht die Kamera durchs Schärfeziehen auf sich aufmerksam. Das Zeigen wird bei Lawrence auch als Charakterisierung genutzt (da zeigt der arabische Führer dem Engländer die Karawane in der Ferne) - ansonsten genügt Lean wie auch Kurosawa einfach die Blickrichtung der Darsteller.
Bei Dune 2 hat man das Gefühl, die Macher trauen den Zuschauern nicht - oder man möchte auf leeren Stil machen - wovon der Film ja eh überquilt.

Kurosawa nutzt den Hintergrund und bezieht ihn mit ein.

zum Bild
https://i.pinimg.com/736x/fe/53/ca/fe53 ... a0f0f0.jpg





Bei Dune bekommt man nur Formen:


zum Bild


oder gleich gar nichts:


zum Bild


Fremde Welten?
Die bekommt man in Dune 1+2 doch gar nicht zu sehen. Denn entweder sind es leere Räume oder man hat es schon gesehen.

Glücklicherweise bekamen wir zuvor immer wieder gesagt, dass der Imperator mächtig sei, denn die Bildsprache zeigt uns eher das Gegenteil:


zum Bild


Ein Vergleich dazu bietet diese Szene und auch die zuvor und danach:

https://www.youtube.com/watch?v=P2g9H8vz3QM

Hier ist die Szene auch mit Leben gefüllt - und es wird in eine "fremde Welt" eingeführt.
Die Szene zuvor mit Auda Abu Tayi mit seinem Sohn und dem anschließenden Aufbruch rahmen diese Szene ein und bieten eine Steigerung, was den Eindruck der Macht dieses Anführers betrifft.
Wenn dann die Frauen die Männer verabschieden und diese einen Gesang anstimmen, dann ist das ein audio-visuelles Erlebnis.

https://youtu.be/Fpksu7KrTak?t=6108

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Antwort von Axel:

@iasi
Deine Argumentation ist viel besser geworden, tendenziell, seit du deine Aussagen etwas mehr relativierst. iasi hat geschrieben:
Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?
Das ist in der Tat die Frage: warum, bzw. warum nicht? Mach da mal ein Lesezeichen hinein, ich komme gleich darauf zurück. Was ich sehe, oft und überwiegend in Lawrence und besonders in den von dir geposteten Beispielen, ist, dass sie gar nicht als Belege dafür taugen, dass die Bilder den Zuschauer einladen, "sie selbst zu erkunden". Sieh dir bitte die Stilmittel an, die in den Innenräumen benutzt wurden und sage mir ehrlich, ob die jeweiligen Hintergründe tatsächlich zum "Erkunden" einladen oder ob sie nicht (meine Position) mehr Hintergrundstaffage und atmosphärischer Kokolores sind. Um die etwas vagen Begriffe "gelenkter Blick", "Bild erkunden", "Prägnanz" usw. etwas besser fassbar zu machen, zitiere ich mich selbst aus meinem HDR-Thread: Axel hat geschrieben:
Das dogmatische und etwas dröge Lehrbuch der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer, das ich auf der Filmschule lesen musste, fasste eine prominente Wirkungsabsicht von Beleuchtung und Kadrage griffig in "Prägnanz" zusammen. Der Zuschauer sollte gut erfassen können, worum es in dem Bild geht. Am wichtigsten war natürlich das Hauptmotiv. Dieses musste besonders hervorgehoben werden. Im DSLR-Zeitalter benutzen viele geringe Schärfentiefe, um ablenkende Hintergründe weichzuzeichen und das Motiv freizustellen.

Den Anstoß zu diesem Posting gab meine Beobachtung, dass sDoF in Filmen, die als HDR verfügbar sind, merkwürdig unangebracht wirkt. Genauso wie Schnitte, deren Hauptfunktion ist, ein Detail herauszugreifen. Und Kamerabewegungen/Schwenks, die auf etwas hindeuten, auf etwas zeigen. Spotähnliche Beleuchtungen/vignettierte Bilder (im Unterforum "Licht" gepostet, aber nicht darauf beschränkt) - beides wirkt gewollt, künstlich. Ich fragte mich, wieso.

Eine Antwort gab mir die erneute Lektüre eines Essays des klugen Coloristen Alexis vanHurkman über HDR. In HDR wird Licht zum wirkungsvollsten Gestaltungsmittel, die Betrachtung des Bildes ist attraktiver für den Zuschauer als dessen bloße Erfassung (>Prägnanz). Er lässt gerne den Blick über ein tendenziell eher weit kadriertes Bild wandern und nimmt dessen Inhalt, Details und Binnenspannung sukzessive in sich auf.

Tendenziell, wie gesagt, wird das, wenn HDR dereinst Standard ist, zu längeren Einstellungen und mehr Totalen führen. Man könnte nun einwenden, oh, weniger Schnitte, wie unfilmisch!, aber das ist ein SDR-Argument. Die ganzen Tricks aus Eisensteins Montageregeln behalten weiterhin Gültigkeit, und ihre Wirkung wird sogar deutlich gesteigert. Schnitte werden nicht nötig und fast erwartet sein, um das restlos erfasste Bild endlich zu verlassen, sie werden schmerzen. Ein guter Schnitt darf dann noch mehr weh tun.
Übrigens, falls ich das nicht schon woanders gesagt haben sollte: Lawrence ist großartig, ein Meisterwerk, und die verlinkten Szenen toll, wenn auch aus anderen Gründen als den von dir genannten.
iasi hat geschrieben:
Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Dem stimme ich völlig zu. Schärfeverlagerungen kommen mir auch immer etwas grobschlächtig vor.

Ich erinnerte mich an eine sehr emotionale Szene aus Lawrence, und eben fand ich sie auf Youtube:


Die Leere, die die Wüste nun einmal kennzeichnet, ist auch ein Motiv, wenn auch eines, das kontextualisiert werden muss, um irgendeine Wirkung zu haben. Das geschieht hier durch Ziehen aller Register (inklusive Musik, zu der ich mir weder hier noch bei Zimmer eine Meinung erlaube, weil ich zu wenig davon verstehe). Das Nicht-Gezeigte wird im Kopf des Zuschauers zum eigenen Bild, einen stärkeren Effekt kann man kaum erzielen. Und dieses Prinzip nutzen Villeneuve und Fraser in Dune. Etwas nicht Gezeigtes gleichzeitig anzudeuten, es vage und vieldeutig bleiben zu lassen und gleichzeitig das tatsächlich Gezeigte so überlebensgroß zu machen, ist ein gewaltiger Mindbender.

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Antwort von iasi:

Axel hat geschrieben:
@iasi
Deine Argumentation ist viel besser geworden, tendenziell, seit du deine Aussagen etwas mehr relativierst. iasi hat geschrieben:
Warum lässt man den Zuschauer nicht die großen Bilder selbst erkunden?
Das ist in der Tat die Frage: warum, bzw. warum nicht? Mach da mal ein Lesezeichen hinein, ich komme gleich darauf zurück. Was ich sehe, oft und überwiegend in Lawrence und besonders in den von dir geposteten Beispielen, ist, dass sie gar nicht als Belege dafür taugen, dass die Bilder den Zuschauer einladen, "sie selbst zu erkunden". Sieh dir bitte die Stilmittel an, die in den Innenräumen benutzt wurden und sage mir ehrlich, ob die jeweiligen Hintergründe tatsächlich zum "Erkunden" einladen oder ob sie nicht (meine Position) mehr Hintergrundstaffage und atmosphärischer Kokolores sind. Um die etwas vagen Begriffe "gelenkter Blick", "Bild erkunden", "Prägnanz" usw. etwas besser fassbar zu machen, zitiere ich mich selbst aus meinem HDR-Thread: Axel hat geschrieben:
Das dogmatische und etwas dröge Lehrbuch der Filmgestaltung von Pierre Kandorfer, das ich auf der Filmschule lesen musste, fasste eine prominente Wirkungsabsicht von Beleuchtung und Kadrage griffig in "Prägnanz" zusammen. Der Zuschauer sollte gut erfassen können, worum es in dem Bild geht. Am wichtigsten war natürlich das Hauptmotiv. Dieses musste besonders hervorgehoben werden. Im DSLR-Zeitalter benutzen viele geringe Schärfentiefe, um ablenkende Hintergründe weichzuzeichen und das Motiv freizustellen.

Den Anstoß zu diesem Posting gab meine Beobachtung, dass sDoF in Filmen, die als HDR verfügbar sind, merkwürdig unangebracht wirkt. Genauso wie Schnitte, deren Hauptfunktion ist, ein Detail herauszugreifen. Und Kamerabewegungen/Schwenks, die auf etwas hindeuten, auf etwas zeigen. Spotähnliche Beleuchtungen/vignettierte Bilder (im Unterforum "Licht" gepostet, aber nicht darauf beschränkt) - beides wirkt gewollt, künstlich. Ich fragte mich, wieso.

Eine Antwort gab mir die erneute Lektüre eines Essays des klugen Coloristen Alexis vanHurkman über HDR. In HDR wird Licht zum wirkungsvollsten Gestaltungsmittel, die Betrachtung des Bildes ist attraktiver für den Zuschauer als dessen bloße Erfassung (>Prägnanz). Er lässt gerne den Blick über ein tendenziell eher weit kadriertes Bild wandern und nimmt dessen Inhalt, Details und Binnenspannung sukzessive in sich auf.

Tendenziell, wie gesagt, wird das, wenn HDR dereinst Standard ist, zu längeren Einstellungen und mehr Totalen führen. Man könnte nun einwenden, oh, weniger Schnitte, wie unfilmisch!, aber das ist ein SDR-Argument. Die ganzen Tricks aus Eisensteins Montageregeln behalten weiterhin Gültigkeit, und ihre Wirkung wird sogar deutlich gesteigert. Schnitte werden nicht nötig und fast erwartet sein, um das restlos erfasste Bild endlich zu verlassen, sie werden schmerzen. Ein guter Schnitt darf dann noch mehr weh tun.
Mir geht es mehr um den Inhalt von Bildern. In Dune 1+2 ist im Hintergrund gar nicht viel.
Meist sieht man Menschen, die wie aufgestellt wirken - da ist kein Leben drin.
Kurosawa nutzt auch Farben und Formen, aber er belebt immer auch eine Szene.
zum Bild
https://www.fbw-filmbewertung.com/uploa ... ce133f.jpg

Was erfahren wir denn in den Bildern über die Harkonnen? Über Klischees geht es nicht hinaus, was Dune 2 uns zeigt.
Der große Imperator sitzt im Garten oder am Ende einer Treppe.
Die Fremen? Die sitzen in großen Höhlen herum.

Licht, Grading, Schärfe, Bildausschnitt, Brennweite, Schnitt ... alles sind filmsprachliche Mittel.

Dass HDR nun etwas an der Nutzung dieser Mittel ändern soll, kann ich nicht nachvollziehen.
Lawrence of A. entfaltet seine volle Wirkung auf einer großen Leinwand in hoher Auflösung - deshalb verdrängt 70mm aber doch nicht die anderen filmsprachlichen Mittel. Hohe Auflösung erweitert vielmehr die Ausdrucksmittel. Ähnlich sehe ich es mit HDR.
The Wild Bunch wäre mit "längeren Einstellungen und mehr Totalen" nicht mehr The Wild Bunch.
Ohne die Überblendungen verliefe das Eheleben in Citizen Kane anders.
Axel hat geschrieben:
Übrigens, falls ich das nicht schon woanders gesagt haben sollte: Lawrence ist großartig, ein Meisterwerk, und die verlinkten Szenen toll, wenn auch aus anderen Gründen als den von dir genannten.
iasi hat geschrieben:
Warum vertraut man dem Zuschauer nicht, dass er die Bewegung in der Ferne selbst erkennt?
Da ist Paul auf dem Dünenkamm im Vordergrund und der Wurm in der Ferne im Hintergrund nähert sich.
Die Schärfeverlagerung schreit mir dann entgegen: Schaut!
Dem stimme ich völlig zu. Schärfeverlagerungen kommen mir auch immer etwas grobschlächtig vor.

Ich erinnerte mich an eine sehr emotionale Szene aus Lawrence, und eben fand ich sie auf Youtube:


Die Leere, die die Wüste nun einmal kennzeichnet, ist auch ein Motiv, wenn auch eines, das kontextualisiert werden muss, um irgendeine Wirkung zu haben. Das geschieht hier durch Ziehen aller Register (inklusive Musik, zu der ich mir weder hier noch bei Zimmer eine Meinung erlaube, weil ich zu wenig davon verstehe). Das Nicht-Gezeigte wird im Kopf des Zuschauers zum eigenen Bild, einen stärkeren Effekt kann man kaum erzielen. Und dieses Prinzip nutzen Villeneuve und Fraser in Dune. Etwas nicht Gezeigtes gleichzeitig anzudeuten, es vage und vieldeutig bleiben zu lassen und gleichzeitig das tatsächlich Gezeigte so überlebensgroß zu machen, ist ein gewaltiger Mindbender.
Aber da ist eben Wüste und nicht nur abstrakte Formen. Die Weite der Wüste ist auch ein Motiv.
In Dune gibt es auch Aufnahmen von Naturkulissen - aber die wirken viel zu oft wie aus einem Urlaubskatalog.
Villeneuve und Fraser bieten ansonst zumeist nur "leere" Bilder im Sinne von es gibt nichts zu entdecken.
Wo ist denn das world-building, wenn nichts gezeigt wird, als nur abstrakte Formen?





Das Volk ist immer nur eine Menge im Hintergrund. Meist aufgereiht in Formation wie bei den Harkonnen und Atreides oder auf dem Boden herumsitzend, wie die Fremen. Die Fremen besitzen zwar moderne Technik, aber leben wie die Höhlenmenschen. Wo sind die Einblicke in die Kultur?
Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.

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Antwort von Axel:

In meinem HDR-Thread kam ich zu eurem Schluss, dass meine oben skizzierte These unhaltbar war. Das Zitat brachte ich bloß, um zu zeigen, was damit gemeint sein könnte, dass der Zuschauer dazu eingeladen wird, den Blick im Bild schweifen zu lassen und selbst etwas zu entdecken. Im Gegensatz zu einem gnadenlos geführten Blick (wie z.B. einer Schärfeverlagerung, einem Zeigezoom, einem Panoramaschwenk oder einem Schnitt X blickt auf etwas/wir kriegen es zu sehen). iasi hat geschrieben:
Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.
👏
Meine Erklärung wäre, dass es eher so funktionieren soll wie bei einer Hypnose. Der Hypnotiseur vermeidet 90% der Details, damit der Hypnotisierte diese selbst erschafft. Ich hörte gestern zwei Jugendliche über den Film sprechen, die sahen mir nicht nach Lesern aus. Sie hatten aber wohl (a) verstanden, worum es in dem Film geht und waren (b) davon gefesselt. Was will man mehr? Eine an den Haaren herbeigezogene Backstory über irgendwelche Fremen-Gebräuche?

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Antwort von iasi:

Axel hat geschrieben:
In meinem HDR-Thread kam ich zu eurem Schluss, dass meine oben skizzierte These unhaltbar war. Das Zitat brachte ich bloß, um zu zeigen, was damit gemeint sein könnte, dass der Zuschauer dazu eingeladen wird, den Blick im Bild schweifen zu lassen und selbst etwas zu entdecken. Im Gegensatz zu einem gnadenlos geführten Blick (wie z.B. einer Schärfeverlagerung, einem Zeigezoom, einem Panoramaschwenk oder einem Schnitt X blickt auf etwas/wir kriegen es zu sehen).
Axel hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Formen und Farben allein reichen mir einfach nicht - beim World-Building hatte ich immer das Gefühl, dass die Macher Arbeitsverweigerung leisteten.
👏
Meine Erklärung wäre, dass es eher so funktionieren soll wie bei einer Hypnose. Der Hypnotiseur vermeidet 90% der Details, damit der Hypnotisierte diese selbst erschafft. Ich hörte gestern zwei Jugendliche über den Film sprechen, die sahen mir nicht nach Lesern aus. Sie hatten aber wohl (a) verstanden, worum es in dem Film geht und waren (b) davon gefesselt. Was will man mehr? Eine an den Haaren herbeigezogene Backstory über irgendwelche Fremen-Gebräuche?
In der Szene L.v.A. Szene in Audas Zelt wird eine große Platte vom Tisch der Gäste genommen und zu den Leuten im Hintergrund gebracht. Es sind diese Details, die eine Szene mit Leben füllen und eine Kultur beleuchten.
Dazu braucht es nur eine Einstellung und keine lange Backstory.
Die Kulturen, die Dune 1+2 uns zeigt, sind hohl.
Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Der edle Prinz besiegt die Bösen?
Das Volk folgt seinen Führern?
...
Um was es in Dune 1+2 geht, ist eigentlich sehr einfach gestrikt. Da wird der geborene Führer also zum Auserwählten und stürzt andere Führer.
Das Volk wiederum besteht eh nur aus Befehlsempfängern - was der Film als eine Selbstverständlichkeit verkauft.

Immerhin: Wahrscheinlich eher ungewollt, zeigt Dune 2 in der Szene mit dem Tor zu den Atomwaffen, dass die DNA (also die Abstammung) der Schlüssel zur Macht ist.
Dabei demonstriert uns der Film auch permanent die Überlegenheit der Hochwohlgeborenen. :)

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Antwort von 7River:

iasi hat geschrieben:
Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?

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Antwort von iasi:

7River hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:
Was haben die Jugendlichen denn verstanden?
Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.

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Antwort von Axel:

iasi hat geschrieben:
7River hat geschrieben:


Sprichst Du ihnen etwa die Intelligenz ab?
Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Bloß weil du es nicht verstehst, heißt das nicht, dass es nichts zu verstehen gibt. Und zwar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen SF-Film, weil es nicht nur ein spekulative Was-Wäre-Wenn-Geschichte ist, wo man einerseits aufpassen muss, dass man die Namen von Hinz und Kunz richtig zuordnet, andererseits es aber nicht so tragisch ist, wenn's zur Hand keinen passenden Fuß gibt, ist ja eh alles Weltraumgarn bzw. "nur ein Film". Sondern es sind miteinander verwobene politische, religiöse, soziale und psychologische Allegorien. Die Bücher sollen ja sehr viel innere Monologe haben, aus denen man die Handlung aus verschiedenen subjektiven Perspektiven erschließt. Auch deshalb hielten und halten ja viele den Stoff für unverfilmbar. Da der Film Jugendliche mit heutigem deutschen Allgemeinwissen (oder besonders amerikanischem!) ansprechen will, muss er sie mit einer Komplexität ködern*, von der sie noch gar nicht ahnten, dass sie sie interessieren würde.
*BTW, zu Ködern fällt mir Wurm ein, und zu Würmer ködern die Thumper, von denen Akustiker sagen, dass das keinen Sinn ergibt, weil Sand Schall absorbiert, da er nicht resonniert. Herbert hat dies aber gewusst und beschreibt den ebenmäßig gekörnten Sand auf Arrakis ("drum sand"), der Schwingungen nicht nur durchlassen, sondern verstärken würde. Das Sounddesign der Thumper wurde ja auch mit Hämmern auf Sand und in darin vergrabenen Unterwassermikros gemacht.

Die Jugendlichen diskutierten die logischen Widersprüche (Hightech und Mittelalter) und hatten wohl schon gegoogelt, warum es keine Computer gibt.
Es wird schnell deutlich, dass es nicht um ein klassisches Narrativ geht (alle Narrative lassen sich zusammenkürzen auf "Wir gegen die anderen"), und deswegen bringt auch der ganze Firlefanz von durchgereichten Tabletts, durch die die Szenen "Leben" bekommen, nichts.

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Antwort von iasi:

Axel hat geschrieben:
iasi hat geschrieben:


Nein - ich spreche dem Film ab, viel zu bieten, was es zu verstehen gibt.
Bloß weil du es nicht verstehst, heißt das nicht, dass es nichts zu verstehen gibt. Und zwar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen SF-Film, weil es nicht nur ein spekulative Was-Wäre-Wenn-Geschichte ist, wo man einerseits aufpassen muss, dass man die Namen von Hinz und Kunz richtig zuordnet, andererseits es aber nicht so tragisch ist, wenn's zur Hand keinen passenden Fuß gibt, ist ja eh alles Weltraumgarn bzw. "nur ein Film". Sondern es sind miteinander verwobene politische, religiöse, soziale und psychologische Allegorien. Die Bücher sollen ja sehr viel innere Monologe haben, aus denen man die Handlung aus verschiedenen subjektiven Perspektiven erschließt. Auch deshalb hielten und halten ja viele den Stoff für unverfilmbar. Da der Film Jugendliche mit heutigem deutschen Allgemeinwissen (oder besonders amerikanischem!) ansprechen will, muss er sie mit einer Komplexität ködern*, von der sie noch gar nicht ahnten, dass sie sie interessieren würde.
*BTW, zu Ködern fällt mir Wurm ein, und zu Würmer ködern die Thumper, von denen Akustiker sagen, dass das keinen Sinn ergibt, weil Sand Schall absorbiert, da er nicht resonniert. Herbert hat dies aber gewusst und beschreibt den ebenmäßig gekörnten Sand auf Arrakis ("drum sand"), der Schwingungen nicht nur durchlassen, sondern verstärken würde. Das Sounddesign der Thumper wurde ja auch mit Hämmern auf Sand und in darin vergrabenen Unterwassermikros gemacht.

Die Jugendlichen diskutierten die logischen Widersprüche (Hightech und Mittelalter) und hatten wohl schon gegoogelt, warum es keine Computer gibt.
Es wird schnell deutlich, dass es nicht um ein klassisches Narrativ geht (alle Narrative lassen sich zusammenkürzen auf "Wir gegen die anderen"), und deswegen bringt auch der ganze Firlefanz von durchgereichten Tabletts, durch die die Szenen "Leben" bekommen, nichts.
Da gibt´s nicht viel zu verstehen.
Was die beiden Filme erzählen, ist bei weitem nicht so tiefsinnig.
Da sind die Charkterzeichnungen, Motive und Konflikte z.B. in der Verfilmung des Nibelungenlieds viel tiefgründiger.

Ein Film muss sich auch nicht "dumm stellen", damit er heutige Jugendliche anspricht.

Es ist auch nicht nötig, alles und jeden nur zu Abziehbilder zu simplifizieren.
zum Bild
https://static1.cbrimages.com/wordpress ... rt-two.jpg

https://i.redd.it/new-character-posters ... bf15ed410a

Es ist doch auch bezeichnend, welche Gesellschaftssysteme hier präsentiert werden.
Bei SF geht es schließlich nicht nur um technischen Fortschritt.
Nicht umsonst googleten deine Jugendliche nach "Mittelalter".
Aber auch das Mittelalter war nicht so banal, wie die Welt, die wir in Dune 1+2 geboten bekommen.

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